Datenbank Kinder- und Jugendliteraturforschung


Österreichische Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1933 und 1945

Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.

Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at

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Titel: Der Traum vom Reich

Autor: Jelusich, Mirko

Jahr: 1940

Verlag; Orte: Safari Verlag; Berlin, G. Kreysing in Leipzig

Buchbeschreibung: Werke von Mirko Jelusich ganz hinten. Werbung für Volksausgaben klassischer deutscher Geschichtswerke im Safari-Verlag. 433 Seiten

Inhaltsangabe: Jelusich beschreibt einen Abschnitt  aus dem Leben des Prinzen Eugen, den Spanischen Erbfolgekrieg.

Motiv, Stoff, Thema: Der historische Inhalt wird entsprechend der NS-Propaganda tendenziös verändert. Jelusich befaßt sich in diesem Roman mit dem Erbfolgekrieg, vor allem mit Kaiser Joseph II. und Prinz Eugen von Oranien. Wie in anderen historischen NS-Romanen wird suggeriert, dass in der Gegenwaret, im nationalsozialistischen Staat, Ideale deutscher Geschichte zur Vollendung gebracht werden können (siehe Hillesheim, S. 257) Joseph II und Prinz Eugen treten als die großen Hüter der Reichsidee auf. Die Feinde, so wird suggeriert, sind damals die gleichen wie heute, nämlich die Juden, Frankreich und die Uneinigkeit der Deutschen untereinander. Das Buch drückt auch den Appell aus, diese Vision des Reiches doch jetzt in der NS-Zeit, zu verwirklichen. Die historischen Figuren werden als "Sprachrohr" für die eigene nationalsozialistische Propaganda verwendet. Die Juden werden als Betrüger, die auf den Kosten der Deutschen leben, dargestellt, den LeserInnen wird vermittelt, dass das auch immer schon so war. Gewalttaten gegen die Juden werden so als gerechtfertigt dargestellt. Er legt Kaiser Franz Joseph II. in seiner Todesstunde folgende Worte in den Mund: "Nun kann ich ruhig sterben [...] Nun sehe ich die Fahne - hoch flattert sie, turmhoch - über alles hinweg - in die Sonne hinein - ins Licht" was stark an das Horst -Wessel.-Lied denken lässt. Der "Traum vom Reich" geht von Herrscher zu Herrscher, bids zu Hitler, der dieses schließlich vollenden soll, so will Jelusich suggerieren.

Rezeption: Der Verantwortliche des Berliner Verlages Safari, schrieb über die Drucklegung des Buches: Sehr verehrter Herr Doktor! Es wird Sie sicher freuen, daß die einlaufenden Urteile auch  auch der großen Sortiumenter über Ihr Werk außerordentlich zustimmend sind. Es wird immer wieder betont, daß das Thema in seiner ganzen Durchführung gerade das sei, was der deutsche Leser heute wünscht und erwartet, so daß ich glauben möchte, daß wir auf die Dauer gesehen, einen wirlich sehr großen Erfolg erreichen werden, der nicht nur auf die augenblickliche Konjunktur zurückgeführt zu werden braucht. Ich war dieser Tage im Reichsmarschallamt und hatte Gelegenheit, Herrn Ministerialdirektor Staatsart Dr. Gritzbach, den engsten Mitarbeiter von Hermann Göring, zu sprechen. Ich erzählte ihm von Ihrem Buch und erhielt kurz darauf einen Anruf, daß sich der Herr Reichsmarschall sehr dafür interessiert, zumal es sich um eine vom durchaus großdeutschen Standpunkt aus aufgefaßte Darstellung handelt. Ich habe mir deshalb erlaubt, auch in Ihrem Auftrag 1 Exemplar des Buches in Ganzleder in einer besonders ansprechenden Ausstattung dem Herrn Reichsmarschall zu überreichen. Das Reichsmarschallamt hat die Absicht, der Presse Anweisung zu geben, daß das Buch besondres groß herausgestellt wird. [...]Brief des Safari-Verlages in Berlin an Jelusich vom 19.12.1940 (im Nachlaß), zitiert nach Sachslehner. Das Buch war bis 1945 sehr erfolgreich. 1979 wurde es im Grazer Stockerverlag unter dem Titel "Prinz Eugen, der Feldherr Europas" neu aufgelegt.

Literatur/Fundort: Hillesheim, Jürgen; Elisabeth Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter. Biographien - Analysen - Bibliographien. Würzburg: Königshausen und Neumann 1933. Sachslehner, Johannes: Führerwort und Führerblick. Mirko Jelusich. Zur Strategie eines Bestsellerautors in den Dreißiger Jahren. Königstein/Ts.: Verlag Anton Hain Meisenheim 1985 (Literatur in der Geschichte. Geschichte in der Literatur Band 11)



Standort: UB I 547.277

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