Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.
Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at
Vorname: Paula
Familienname: Grogger
Andere Namensformen: PS. OEBLARM
Geburtsort: Öblarn
Geburtsdatum: 12.7.1892
Sterbeort: Öblarn
Todesdatum: 1.1.1984
Herkunft: Großeltern väterlicherseits: Maria und Johann Grogger vulgo Stralz; Großeltern mütterlicherseits: Ignaz und Franziska (geb. Gföller) Longin. Der Vater Franz begann mit einem kleinen Handel und brachte es zu beträchtlichem Wohlstand. Er war ein fleißiger Mann, der auch seine Kinder ununterbrochen zur Arbeit anhielt. Die Mutter Marie Longin aus ärmlichen Verhältnissen in Schladming kam mit den hochfliegenden Träumen ihres Ehemannes nicht gut zurecht. Paula Grogger hatte eine Schwester: Hildegard. Paula sollte in das Geschäft des Vaters – ein Eisenwarengeschäft – eintreten, wehrte sich aber dagegen. Bei ihrem Onkel Fritz, dem Bruder des Vaters, der eine Schwester von Paulas Mutter, Juli, geheiratet hatte, fand Paula die musischen Anlagen, die sie bei den Eltern vermisste. Schon als Kind las Paula sehr viel, spielte Theater und schrieb Gedichte. Halbschwester: Adelheid Thorbäcken.
Bildung: Lehrerinnenbildungsanstalt der Ursulinen in Salzburg, sie bestand 1907 die Aufnahmsprüfung und konnte mit 20 Jahren die Matura ablegen
Lebenslauf: Nach dem Abschluss der Lehrerbildungsschule arbeitete Paula Grogger als Supplentin in Wörschach, war dann ein halbes Jahr stellenlos und trat schließlich ihren Dienst an der evangelischen Volksschule in Schladming an. Nach Kriegsausbruch war sie Supplentin in Öblarn. Nach Kriegsende wurde sie aufgrund der Stellennot Handarbeitslehrerin. Da ihr Verdienst sehr gering war und sie zum Teil auf elterliche Hilfe angewiesen war, musste sie nebenbei im Geschäft mitarbeiten. Aber auch zum Dichten und Schreiben fand sie noch Zeit. Später sandte sie ihre Werke ein und wurde u. a. auch von dem Musikkritiker Paul Stefan ermutigt. Immer wieder fuhr sie nach Salzburg und Graz, um am literarischen Leben teilzuhaben. Dabei fand sie Zugang zum Reinhardt-Kreis. Ihr Roman „Das Grimmingtor“ brachte den großen Durchbruch. Daraufhin unternahm sie, obwohl immer noch im Schuldienst, zahlreiche Vortragsreisen. Aufgrund ihrer literarischen Leistungen und ihres schlechten Gesundheitszustandes erhielt sie eine Ehrenpension von 200 Schillingen zuerkannt, seit 1929 war sie hauptberufliche Schriftstellerin. In den folgenden Jahren verstarben ihre Eltern, das Geschäft musste verkauft werden. In den Jahren des Nationalsozialismus wurden ihre Werke zum Teil sehr vereinnahmt – standen u. a. auf deutschen Empfehlungslisten. Obwohl sie am 10.4.1938 in der „Neuen Freien Presse“ das Gedicht „Deutscher Gruß“, ein hymnisches Gedicht an Hitler, veröffentlichte und am 1. Großdeutschen Dichtertreffen in Weimar teilnahm, wurde ihr später ihre Pension wegen politischer Unzuverlässigkeit auf 126 Schillinge gekürzt – sie hatte sich u. a. geweigert, ihr Haus zu beflaggen, als Adolf Hitler auf dem Weg zu einer Kundgebung nach Graz durch Öblarn fuhr. Aus diesem Grund erschienen auch während des Krieges kaum Arbeiten von ihr. Nach dem Krieg in finanzielle Not geraten, half ihr ihr Onkel mit einen Gewinn aus der Klassenlotterie aus. Ihr Stück „Die Hochzeit“ wird seit 1936 alle fünf Jahre im Rahmen der Öblarner Festspiele am Originalschauplatz aufgeführt. Ihr Wohnhaus ist als Museum eingerichtet. Beiträge von ihr erschienen u. a. in „Das Gewissen“, in „Heimgarten“, „Lebendige Dichtung“ und in der „Monatsschrift für Kultur und Politik“.
Werke: Das Christkindl im Steirerland. 1917 in der Zeitschrift „Donauland“ publiziert.
Romane, Legenden und Erzählungen
Das Grimmingtor. Roman. Breslau: Ostdeutsche Verlagsanstalt 1926, 1927, 1933, 1936; Bonn: Buchgemeinde 1931; Berlin: DBG 1933; Breslau: Ostdeutsche Verlagsanstalt 1933, 1936; Stuttgart: Brentano 1949; Luzern: Schweizer Volksbuchgemeinde 1950; Wien, München, Zürich: Molden 1970; Graz, Wien, Köln: Styria 1984, 1987, 1994, 1998, 2001; München: Heyne 2001. Die Sternsinger. Eine Legende. Breslau: Ostdeutsche Verlagsanstalt 1927; Stuttgart: Brentano 1948; Graz, Wien, Köln: Styria 1984. Das Gleichnis von der Weberin. Erzählung. Breslau: Ostdeutsche Verlagsanstalt 1929; Stuttgart: Brentano 1958. Die Räuberlegende. Breslau: Ostdeutsche Verlagsanstalt 1929; Stuttgart: Brentano 1948; Wien, München, Zürich, Innsbruck: Molden 1977. Das Röcklein des Jesukindes. München: Müller 1932. Das Spiel von Sonne, Mond und Sternen. Hamburg: Hanseatische Verlagsanstalt 1933. Das Kind der Saligen. Das Rabenknäblein. Legenden. Paderborn: Schöningh 1934, 1953 (Der deutsche Quell, Schöninghs Textausgaben; 159); Leipzig: Eichblatt [1935] (Eichblatts deutsche Heimatbücher; 80/81.); Stuttgart: Brentano 1949. Der Lobenstock. München: Langen-Müller 1935; Stuttgart: Brentano 1962; Graz, Wien, Köln: Styria 1982, 1984. Die Legende vom Rabenknäblein. Paderborn: Schöningh 1934; Stuttgart: Brentano 1949; Paderborn: Schöningh 1953. Unser Herr Pfarrer. Öblarn: Pfarrkanzlei 1946; Graz, Wien, Köln: Styria 1946. Das Geheimnis des Schöpferischen. Privatdruck. Villach: Hans Leb-Presse 1949. Der Antichrist und Unsere Liebe Frau. Stuttgart: Brentano 1949.Spiele
Die Wallfahrt nach Bethlehem. Weihnachtsspiel. Graz: Alpenland-Buchhandlung Südmark 1933 (Deutsche Volksbühne; 4), 1947 (Alpenländische Volksbühne; 4). Die Hochzeit. Ein Spiel vom Prinzen Johann. Graz: Moser 1937 (Die deutsche Bergbücherei; 18/19); Öblarn/Stmk.: Festspielgemeinde 1959; Graz, Wien, Köln: Styria 1967, 1996. Die Reise nach Salzburg. Stuttgart: Brentano 1958. Die Mutter. Stuttgart: Brentano 1958. Aus meinem Paradeisgarten. Graz, Wien: Stiasny 1962 (Stiasny-Bücherei; 117). In neun Sprachen übersetzt. Späte Matura oder Pegasus im Joch. Graz, Wien, Köln: Styria 1975. Sieben Legenden. Sammlung. Graz, Wien, Köln: Styria 1977. Der himmlische Geburtstag. Ein Weihnachtsmärchen. Graz, Wien, Köln: Styria 1977. Der Paradeisgarten. Geschichte einer Kindheit. Wien, München, Zürich, Innsbruck: Molden 1980; Graz, Wien, Köln: Styria 1980, 1999. Die Legende von der Mutter. Graz, Wien, Köln: Styria 1985. Die Reise nach Brixen. Erzählung. Graz, Wien, Köln: Styria 1987. Selige Jugendzeit. Graz, Wien, Köln: Styria 1989. Vom Leben das Beste. Graz, Wien, Köln: Styria 1992. Ein Stück aus meinem Garten. Hg. von Wim van der Kallen und Elke Vujica. Graz, Wien, Köln: Styria 1997. Kinderszenen. Hg. von Elke Vujica. Graz, Wien, Köln: Styria 2000.Gedichte
Das Bauernjahr. Steirische Mundartgedichte. Graz: Styria 1947; Graz, Wien, Köln: Styria 1962, 1978. Gedichte. Stuttgart: Brentano 1954; Graz, Wien, Köln: Styria 1982, 1998.Beiträge (Auswahl)
Mutter. In: Mutter-Almanach 1933, S. 34. Der Silberblick. In: Dichterbuch 1933, S. 133–140. Die Firmung. In: Katholische Dichter 1934, S. 67–69. Steirische Landschaft. In: DIR 1934, S. 770–778; in: Deutsche Glocke 1940, S. 84–89. Der Säemann. In: DIR 1934/35, S. 9. Der Lobenstock. In: DIR 1934/35, S. 1353–1386 u. 1472–1515. Kleinbauern. In: Gedichte vom Berg 1935, S. 19; in: Ureigenes Land 1936, S. 28; in: Wege der Liebe 1937, S. 46; und in: Volk an der Grenze 1938, S. 11. Maria am Gestade. In: Herz Europas 1935, S. 186. Wie das Grimmingtor entstand. In: DIR, 3. Jg., 1936, S. 248–255. Ave im Maien. In: Lyrik der Gegenwart 1936. Franziskus. In: Ureigenes Land 1936, S. 30. Volksgebet. In: Aus deutscher Lyrik 1938, S. 13. Auferstehung. In: Gesänge der Ostmark 1938, S. 34. Spruch über den Geschlechtern. In: Gesänge der Ostmark 1938, S. 35; in: Zuversicht 1940, S. 101. Tanz im Gewitter. In: Stimmen der Ostmark 1938, S. 21–23. Der Vater. In: Gesänge der Ostmark 1938, S. 33 f. Die Evangelisten. In: Jahrbuch Dichtung 1938, S. 58–67. Die Heimreise der drei Stralzenbuben. In: Rufe über die Grenzen 1938, S. 664–669. Der alte Herr und das Mädchen. In: Liebstes Gedicht 1939, S. 40. Der Film. In: Prosa 1940, S. 66–76. Die deutsche Bauernsprache. In: Alpenheimat, Nr. 2/1940, S. 136–141. Die Freundschaft zu Rottenmann. In: Junges Herz 1940, S. 225–245. Der Spielmann. In: Ruf von der Grenze 1942, S. 279–283. Behalt den Hut … In: Steirische Gebirgsbauern 1943, S. 3. Das alte Haus. In: Steirischer Kalender 1944, S. 77.Rezeptions, Auszeichnungen: "So verdanken wir Paula Grogger manch tiefes Gleichnis des menschlichen Lebens in dem Familie und Volk, Natur und ott umschließenden Kreis; und immer steht sie mit ihrem Schaffen fest auf dem Boden iher Heimat, die in dieser Dichterin eine mit künstlerischen Gaben reich gesegnete Künderin besitzt. (Langenbucher 1941, S. 345) Über das "Grimmingtor" heißt es: Im Roman erzeugt Grogger eine Atmosphäre zwischen Mythos und Christentum. (Ottaa, 78) Wird auch als "weiblicher Rosegger" bezeichnet (Ottawa, 79) Als Vorbild und Lehrmeisterin beschrieb sie Enrica von Handel-Mazzetti, der sie auch das "Geheimnis von der Weberin" widmete. 1928 Preis des Ebner-Eschenbach-Fonds; 1932 Volkspreis für deutsche Dichtung. 1936 erhielt sie das Österreichische Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft I. Klasse und die Medaille der Stadt Wien, 1952 den Peter Rosegger-Preis des Landes Steiermark (gemeinsam mit Margarete Weinhandl), 1955 den Handel-Mazzetti-Preis, 1959 die Erzherzog-Johann-Plakette in Silber, 1961 den Steirischen Ehrenring. Am 21.7.1966 wurde sie mit dem Titel Professor geehrt. Sie trat 1933 aus dem P.E.N.-Club aus und vor dem "Anschluss" in den Bund der deutschen Schriftsteller Österreichs ein. 1939 wurde sie nach anfänglichen Schwierigkeiten - politische Unzuverlässigkeit - Mitglied im NS-Bund deutscher Schriftsteller Österreichs, Mitglied der Reichsschrifttumskammer. Spätestens 1955 war sie wieder Mitglied des P.E.N.-Clubs.
Quellen: Langenbucher, Hellmuth: Volkhafte Dichtung der Zeit. 6. Auflage Berlin: Junker und Dünnhaupt Verlag 1941 Blumesberger, Susanne: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendschriftstellerinnen.Zwei Bände. Bd. 1 A-L, Bd. 2 M-Z. Wien: Böhlau 2014 http://phaidra.univie.ac.at/o:368982 Graz, Steiermärkische Landesbibliothek, Depot 1986, Teilnachlass, 23 Kartons: 12 Werkmanuskripte, zahlreiche Briefe, u. a. von Felix Braun, Ernst Brogyanyi, Marta Elisabeth Fossel, Friedrich Frischenschlager, Gertrud Fussenegger, Viktor von Geramb, Enrica von Handel-Mazzetti, Max Mell, Börries von Münchhausen, Franz Nabl, Gertrud Smola und Erika Spann-Rheinsch, maschinschriftliches Verzeichnis; Paula Grogger Haus, Bahnhofstraße 95, 8960 Öblarn (http://www.oeblarn.at/kultur/groggerhaus.htm); Datenbank der Forschungsstelle „Österreichische Literatur im Nationalsozialismus“, Universitätsarchiv, Universität Graz; Ariadne – Datenbank „Frauen in Bewegung“ (Österreichische Nationalbibliothek); www.munzinger.de. Ottawa, Clemens (Ottawa 2013): Österreichs vergessene Literaten. Eine Spurensuche. Wien: Kremayr&Scheriau 2013, S. 78-80
Liste