Datenbank Kinder- und Jugendliteraturforschung


Österreichische Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1933 und 1945

Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.

Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at

Liste

Vorname: Maria

Familienname: Grengg

Andere Namensformen: Katharina Thekla

Geburtsort: Stein an der Donau

Geburtsland: Österreich

Geburtsdatum: 26.2.1888

Sterbeort: Wien

Sterbeland: Österreich

Todesdatum: 8.10.1966

Herkunft: Der Vater war Wasserbauingenieur und Musiker, auch die Mutter war sehr musikalisch. Die Familie stammt aus der Steiermark.

Bildung: Sie besuchte ab 1897 die Bürgerschule in Wie

Beruf: Autorin, Malerin und Illustratorin

Lebenslauf: Mit 16 Jahren zeichnete sie ihr erstes Buch für Bachem in Köln. Schon während ihrer Ausbildungszeit erhielt sie zahlreiche Aufträge für deutsche Verlage. Sie fertigte unter anderem Porträts, Miniaturen und Märchenbilder an. Ab 1920 war sie für den deutschen Schulverein tätig. Von 1925 bis 1943 war sie sowohl mit Illustrationen als auch mit literarischen Beiträgen ständige Mitarbeiterin der Zeitschrift „Getreuer Eckart“. Maria Grengg griff, durch dies Umfeld stark beeinflusst, schon bald die Idee des Nationalsozialismus auf und trat dafür in ihren Publikationen ein. 1930 gelang ihr mit „Die Flucht zum grünen Herrgott“ der literarische Durchbruch. In den folgenden Jahren schrieb sie vor allem Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften, unter anderem für den „Völkischen Beobachter“ und den „SS-Leitheften“. In einem Schreiben vom 8.7.1945 erklärte Grengg : "[...] meine Gründe zur Beitrittserklärung zur NSDAP liegen fernab  von einer gesinnungsmäßigen Einstellung zum Nationalsozialismus".  Sie sei nur beigetreten , um ihren Privatsekretär, der wegen seiner österreichischen Gesinnung gefährdet war, zu schützen.  Ihrem Antrag wurde am 18.2.1947 stattgegebenNach 1945 betätigte sie sich fast ausschließlich als bildende Künstlerin und als Jugendbuchautorin. Als Aquarellistin bestritt sie einige Ausstellungen. Sie wohnte zuletzt im Maria-Theresia-Schlößchen, im Haus von Hugo von Hofmannsthal in Rodaun bei Wien.

Werke:

„Österreichs Ruhmeshalle“. Leipzig: Schulwissenschaftlicher Verlag Haase o.J. [1917].

Reime

Sonnige Kindheit. Liebe alte Reime mit feingedruckten farbigen Bildern. Mainz: Scholz [1927]. (Scholz’ Künstler-Bilderbücher) Traute Reime. Bilder. Mainz: Scholz [1927]. Lieder Hänschen klein. Ein Kinderliedchen mit vielen bunten Bildern. Mainz: Scholz [1929]. (Scholz´s Künstler - Bilderbücher) Wie schön blüht uns der Maien. Frühlings- und Liebeslieder der deutschen Dichtung. Wien: Frick 1940. Romane, Erzählungen und Novellen Die Flucht zum grünen Herrgott. Roman. Wien, Leipzig: Adolf Luser Verlag. Hamburg: Deutsche Hausbücherei 1930, 1935; Berlin: Deutsche Buchgemeinschaft 1936; Wien: Wiener Verlagsgesellschaft 1940; Berlin: Büchergilde Gutenberg 1941; Wien: Wiener Verlagsgesellschaft 1943; Wien: Deutsche Buchgemeinschaft 1951; Berlin, Darmstadt: Deutsche Buchgemeinschaft 1956; Wien: Mont-Blanc-Verlag 1951; München: Bong 1955; Berlin, Darmstadt: Deutsche Buchgemeinschaft 1956; Wien: Buchgemeinschaft Donauland 1962. Die Liebesinsel. Roman. 1934; Wien: Wiener Verlag 1944. Das Feuermandl. Roman. Wien: Luser 1935; Berlin: Büchergilde Gutenberg 1940; Wien: Wiener Verlagsgesellschaft 1941, 1943. Der murrende Berg. Erzählung. Berlin: Bong 1936, 1938. Niederösterreich, das Land unter der Enns. Graz: Moser 1937. Der Nusskern. Erzählung. Leipzig: Hesse & Becker 1937. Die Tulipan. Novelle. Mit Zeichnungen von der Dichterin. 1938; Wien: Wiener Verlag 1942. Die Kindlmutter. Roman. Berlin: Bong 1939; Heidelberg, Marbach a.N.: Palladium 1957; Wien: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1958. Starke Herzen. Novelle. Stuttgart: Herold 1940; Wien: Wiener Verlag 1943; Leipzig: Tauchnitz 1944. Zeit der Besinnung. Ein deutsches Andachtsbuch. Wien: Wiener Verlag 1940; Wien, Köln: Wancura 1961. Die Siegerin. Novelle. Wien: Wiener Verlag 1941. Der Lebensbaum. Roman. Wien: Wiener Verlag 1944; Salzburg, Wien: Festungsverlag 1948; Wien: Deutsche Buchgemeinschaft 1950; Wien: Mont Blanc 1950. Ü: Nl 1948. Das Kathrinl. Wien: Breitschopf 1950, 2. Aufl. 1954. (Scholz’ Künstler-Bilderbücher) Ein Herz brennt in der Dunkelheit. Wien, Stuttgart: Wancura 1955, 1957. Das Hanswurstenhaus. Roman. Wien: Mont Blanc 1951; München: Bong 1955. Der Wunschgarten. Wien: Breitschopf 1951.

Kinderliteratur: Peterl. Roman aus dem österreichischen Donauland. 1932; Wien: Wiener Verlag 1939, 1943; Wien: Norbertus 1948. Edith ganz im Grünen. Roman für die Jugend. Stuttgart: Herold [1934]; Bonn: Buchgemeinde 1935, 1937; mit dem Untertitel Erzählung für junge Mädchen. Stuttgart: Herold 1939, 15. Aufl. 1940, 1941. Nur Mut, Brigitte! Eine Erzählung für junge Mädchen. Stuttgart: Herold 1938, 5. Aufl. 1939, 10. Aufl. 1948, 20. Aufl. 1953. Die große Begabung. Ein Roman für junge Mädchen. Wien, Heidelberg: Ueberreuter 1954. Die grosse Begabung. Ein Roman für junge Mädchen. Wien, Heidelberg: Ueberreuter 1954. Begegnung im Grünen. Ein Roman für junge Mädchen. Wien, Heidelberg: Ueberreuter 1957. Märchen Wie Christkindlein den Kindern half. Weihnachtsmärchen. Mainz: Scholz [1930], [1931]. Wie ds Wienachtschindli ghulfe het. Wienachtsmärli. Zürich: Füssli [1932]. (Scholz’ Künstler-Bilderbücher) Ein Elfen- und Vogelgeschichtlein. Mainz: Scholz [1931]. (Scholz´s Künstler-Bilderbücher). Märchen Wie Christkindlein den Kindern half. Weihnachtsmärchen. Mainz: Scholz [1930], [1931]. Wie ds Wienachtschindli ghulfe het. Wienachtsmärli. Zürich: Füssli [1932]. (Scholz’ Künstler-Bilderbücher) Ein Elfen- und Vogelgeschichtlein. Mainz: Scholz [1931]. (Scholz´s Künstler-Bilderbücher).

Rezeptions, Auszeichnungen:

1937 Großer Staatspreis für Literatur (als erste Frau), 1956 Martin-Johann-Schmidt-Kunstpreis der Stadt Krems; 1960 Preis der Niederösterreichischen Landesregierung; 1963 Österreichischer Literaturpreis. 1967 wurde ihr in Wien eine Gasse gewidmet. Auch in Krems erinnert ein Mosaik an ihrem Geburtshaus, das anlässlich ihres 75. Geburtstages angebracht wurde, und eine Gasse an sie. Ab 1940 war Maria Grengg Mitglied der NSDAP. In "Die Flucht zum grünen Herrgott" propagiert sie die Rückbesinnung auf volkstümliche Werte und ländlich bewahrte Tugenden. Die meisten Bücher schrieb Maria Grengg für junge Mädchen. In ihren Werken wird Grenggs Beeinflussung durch den Nationalsozialismus deutlich, unter anderem veröffentlichte sie schon 1935 eine Lobeshymne auf den Führer. Die Bücher, die sie während der Zeit des Nationalsozialismus veröffentlichte, waren völkisch-konservativ geprägt und mit Großstadtfeindlichkeit, Agrarromantik, Mutterkult, Verehrung des Deutschtums und Rassenhygiene versehen. Der 1938 erschienene Roman "Die Kindlmutter" ist ein Lobgesang auf den Mutterkult der Nationalsozialisten. Die Feindbilder in ihren Büchern sind oft Juden, die als hässlich, böse und geldgierig dargestellt werden. Hilde Röder meinte: "Es ist vielleicht möglich, daß auf manche Menschen Maria Grenggs Roman "Der Lebensbaum" [...] als Dichtung wirkt. Leider aber ist er nur vergüldetes Blech" (Röder, Hilde: 7 Frauen - siebenerlei Bücher. In: Tagebuch, 14.4.1951, S. 7f.). Hellmuth Langebucher schreibt 1944: "Geradezu einen 'Schulfall' zu dem Thema unserer gegenwärtigen Erbgesundheits-Gesetzgebung entühllt Maria Grengg in ihrem Roman 'Das Feuermandl' (1935). Mit bitterer, aber im Hinblick auf das Volksleben zu fordender Folgerichtigkeit lä#ßt die Dichterin hier das Schicksal zweier Brüder, die erblich belastet sind, sich erfüllen. Der eine von beiden stellt seine Person mit ihren Ansprüchen an das Leben, das hier zu einem Sichausleben entartet, über jede andere Rüchsicht, vor allem über den Gedanken an das Ganze. Als er dadurch für gesunde Menschen und damit für die Gemeinschaft des Volkes verderblich zu werden droht, da übt der andere Bruder ein unerbittliches Gericht an ihm aus. Er selbst aber zieht in unüberwindbarer seelischer Meisterung seines schweren Schicksals die Konsequenzen aus seiner erblichen Belastung und stellt seinen Besitz den Nachkommen erbgesunder Eltern zur Verfügung. Dieses Buch ist erschienen, ehe es in seinen Folgerungen durch die neue Gesetzgebung bestätigt worden ist. Es ist also keineswegs ein 'Tendenz'-Buch. Die Dichterin gibt vielmehr echte Schicksale und festigt im Leser durch das Erleben dieser Schicksale die Erkenntnis von der Notwendigkeit der Reinerhaltung des Blutes."

In den Werken von Marie Grengg, die auch als Malerin und Zeichnerin Bedeutendes leistet, lebt die Landschaft Niederösterreichs in Bildern voll farbensater Anschaulichkeit. Eine ursprüngliche, kräftige Begabung hat in ihre Büchern einen erdhaften, eigenwilligen und eigenwüchsigen Ausdruck gefunden. (Langenbucher 1941, S. 330)

"Die Sprache der Maria Grengg ist, gespeist aus der Quelle der Mundartm´, urwüchsig, strömend und belebt durch eine Fülle von eigenwilligen Wortneubildungen,´. Ihre Landschaftsdarstellungen und die Art, wie sie ein Zeitbild hinstellt, lassen die hohe Anschauungskraft sichtbar werden, über die Marie Grengg verfügt. Wir besitzen in ihr eine Dichterin, deren große Begabung uns noch zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. (Langenbucher 1941, S. 331)

1936 Staatspreis

1963 Kulturpreis des Landes Niederösterreich



Quellen: Blumesberger, Susanne: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendschriftstellerinnen.Zwei Bände. Bd. 1 A-L, Bd. 2 M-Z. Wien: Böhlau 2014 http://phaidra.univie.ac.at/o:368982 angler, Reinhold: Literatur in Österreich zwischen Austro- und Hitlerfaschismus. In: Hangler, Reinhold; Christian Hawle; Hartmuth Kilgus; Gerhard Kriechbaum: Der Fall Franz Karl Ginzkey und Seewalchen. Eine Dokumentation. Vöcklabruck: Mauthausen- aktiv-Vöcklabruck 1989, S. 20-63. Langenbucher, Hellmuth: Dichtung als Lebenshilfe. Betrachtung über Persönlichkeiten und Werke der deutschen Gegenwartsdichtung. Berlin: Junker und Dünnhaupt 1944.

Langenbucher, Hellmuth: Volkhafte Dichtung der Zeit. 6. Auflage Berlin: Junker und Dünnhaupt Verlag 1941

Wiener Stadt- und Landesarchiv, MA 116, NS-Regierung, Melde-Nummer 562/23. bezirk.

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