Datenbank Kinder- und Jugendliteraturforschung


Österreichische Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1933 und 1945

Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.

Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at

Liste

Vorname: Grete

Familienname: Fischer

Andere Namensformen: Ps. Joseph Amiel, Margaret Fisher

Geburtsort: Prag

Geburtsdatum: 6.2.1893

Sterbeort: London

Todesdatum: 28.3.1977

Herkunft: Vater Karl Fischer, wohlhabender Getreidehändler (1857-1942 KZ Theresienstadt); Mutter Clara geb. Engel (1869-1942 KZ Theresienstadt) Schwester Marianne Karsten, geb. 1899, Dr.phil., Literaturkritikerin, Bruder Walter Georg. Die Eltern und der körperbehinderte Bruder wurden im Konzentrationslager umgebracht.

Beruf: Schriftstellerin, Journalistin, Pädagogin und Übersetzerin

Lebenslauf: Ihre ersten Gedichte veröffentlichte sie bereits mit 13 Jahren in der sudetendeutschen Zeitschrift „Deutsche Arbeit“ und war an der Herausgabe einer Schülerzeitung („Der Pfifficus“) beteiligt. Grete Fischer arbeitete während des ersten Weltkrieges mit galizischen Flüchtlingen, war 1917 bis 1934 in Berlin als Lektorin beim Verlag Paul Cassirer - betreute dort u.a. Else Lasker-Schüler - und später bei Ullmann tätig, gab nebenbei Musikunterricht. 1920-31 Konzertberichte im „Berliner Börsen-Courier“ und ab 1931 in der „B.Z. am Mittag“ und in anderen Zeitungen. Sie verfasste Kurzgeschichten und Novellen. Ihr erster Roman „Nicht traurig sein“ konnte 1933 nur in einem Vorabdruck erscheinen. Ab 1921 war sie Konzertkritikerin des „Berliner Börsen-Couriers“ und Mitherausgeberin von Klassikerausgaben des von Ullstein übernommenen Propyläen-Verlags. Später war sie im Lektorat für  Zeitschriftenromane im Ullstein Verlag tätig.Sie unternahm eine Reise nach Palästina und verfasste darüber ein Buch, das sie unter Pseudonym in einem kleinen Pariser Emigrantenverlag herausgab. Das Erscheinen ihres ersten Romans „Sei nicht traurig“ wurde von der Machtübernahme der Nationalsozialisten verhindert. Im April 1933 wurde sie mit allen anderen jüdischen MitarbeiterInnen des Ullstein-Verlages gekündigt Nach ihrer 1934 erfolgten Emigration nach England arbeitete sie bei BBC, bei „Die Zeitung“ und als freie Schriftstellerin und Übersetzerin. Ab 1944 beschäftigte sie sich als Heilpädagogin mit geistig behinderten Kindern, schrieb Fachartikel über Kinderpsychologie und veröffentlichte Gedichte und Kurzgeschichten, unter anderem in der „Berliner Illustrierten“, im „Uhu“ und in der „Vossischen Zeitung“. Unter dem anglisierten Namen M. Fisher 1943-1947 Verfasserin von Kinderbüchern („Banana Circus“, 1943) und Sachbüchern für Kinder in englischer Sprache unter dem Reihentitel „How Things Are Made“, („The Bread We Eat“, 1945; „What A Thread Can Do“, 1946; „The House That Jack Built“, 1947; „Break The Pot - Make The Pot“, 1947). Gründungsmitglied des „Club 1943“, einer Sektion nichtkommunistischer Schriftsteller des „Freien Deutschen Kulturbund“, Mitglied des deutschen PEN-Clubs. Mit Mitgliedern des „Ästhetischen Tees“ in Prag befreundet, u.a. Franz Werfel, Paul Kornfeld, Willy Haas, Egon Erwin Kisch. Arbeitete mit Vicki Baum zusammen. Traf mit Arnolt Bronnen, Carl Zuckmayer, Bert Brecht, Tom Seidmann-Freud u.a. zusammen.

Werke:

Fremdes kleines Mädchen. In der „Berliner Illustrierten“ 1932 veröffentlicht.

Nicht traurig sein. In Fortsetzungen im Berliner Börsen-Courier vom 31.3. bis 15.6.1933 erschienen.

Palästina, das erlaubte Land. Paris: Europäischer Merkur 1934. Paris: Europäischer Merkur 1934. (Die Streitschriften des Europäischen Merkur) (unter dem Pseudonym Josef Amiel)

Wie nett, Herrn Lear zu kennen! München: Heimeran 1965.

Dienstboten, Brecht und andere. Zeitgenossen in Prag, Berlin, London. Freiburg im Breisgau: Walter 1966.

Die Schuld der Gerechten. Darmstadt: Bläschke 1974.

Vermächtnisse. Späte Gedichte. Darlington: J.W. Brown 1977.

Kinderbuch

Banana Circus. New York: Putnam 1943. (zusammen mit Henry Rox) (Kinderbuch)

The Bread we eat. London, Glasgow Collins 1945.

What a Thread can do. London, Glasgow Collins 1945.

The House that Jack Built. London, Glasgow Collins 1947.

Break the Pot - Make the Pot. How things are made series. London, Glasgow Collins 1947.



Quellen: Blumesberger, Susanne: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendschriftstellerinnen.Zwei Bände. Bd. 1 A-L, Bd. 2 M-Z. Wien: Böhlau 2014 http://phaidra.univie.ac.at/o:368982 Budke, Petra; Jutta Schulze: Schriftstellerinnen in Berlin 1871 bis 1945. Ein Lexikon zu Leben und Werk. Berlin: Orlanda Frauenverlag 1995. Literaturhaus/Exilbibliothek, Nachlass (22 Kästen) im Deutschen Literaturarchiv Marbach, Datenbank Ariadne Österreichische Nationalbibliothek. Nachlass: unveröffentlichte Manuskripte H.G. Adler. Österreichische Nationalbibliothek (Hg.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. München: Saur 2002. Bolbecher, Siglinde; Konstantin Kaiser: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien, München: Deuticke 2000. Heuer, Renate: Archiv Bibliographia Judaica. Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Bd. 7. München: Saur 1999. Fuss Philipps, Zlata: German Children's and Youth Literature in Exile 1933-1950. Biographies and Bibliographies. München: Saur 2001. Seeber, Ursula (Hg.): Kleine Verbündete. Vertriebene österreichische Kinder- und Jugendliteratur. Wien: Picus 1998. Sudhoff, Dieter (Hg.): Holunderblüten. Erzählungen deutscher Schriftstellerinnen aus Böhmen und Mähren. Arco 2005. (Bibliothek der Böhmischen Länder) Wall, Renate: Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen im Exil 1933 bis 1945. 2 Bde., Freiburg i. Br.: Kore Verlag 1995.

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