Datenbank Kinder- und Jugendliteraturforschung


Österreichische Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1933 und 1945

Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.

Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at

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Titel: Viktoria

Autor: Thomas, Adrienne

Jahr: 1937

Verlag; Orte: Atrium-Verlag; Basel, Wien, Mährisch-Ostrau

Rezeption: Im vorigen Jahr schrieb Adrienne Thomas ein Buch "Andrea", das die Kritik freundlich aufnahm. In der Neuerscheinung "Viktoria" setzt sie nun den Bericht über die Entwicklung der Kindergruppe um Andrea fort. Fortsetzungen erfolgreicher Bücher erreichen fast niemals die Höhe des Anfangs. Leider macht diese neue Erzählung von jungen Menschen von dieser Regel keine Ausnahme: sie ist viel schwächer als "Andrea". Nicht nur der schleppende Beginn beweist dies - es dauert hundertzwanzig Seiten, bis der Roman richtig anfängt- auch die restlichen zweihundert Seiten sind an Glanz und Farbe der Erfindung ärmer, das dramatische Geschehen ist dürftiger, dem Kernproblem: Victoria wird Filmdiva fehlt fast die Spannung, denn man spürt vom Anfang, ihr Geschick formt ein guter Wille, jener der Autorin. Der Umbau der Seelen, der sich in den Kindern vollzieht, die leise reizende Liebe Anfreas zu Dan, die eifersüchtige Behütung dre Tante durch Frank, die ehrgeizige Zielstrebigkeit dieser Dreizehnjährigen, das alles hat eine Künstlerin geformt. Ob aber für Jugendliche, ist zweifelhaft. Solche Dinge berühren eher Erwachsene als Kinder, die ähnlichen Aufruhr mitr sich selbst auszumachen haben. Stellenweise findet sich köstlicher Humpor in dem Buch. Die Entwicklung der Gruppe vollzieht sich in unserem schönen Salzkammergurt; einen Teil der Erlebnisse läßt die Autorin in und um das Festspielhaus in Salzburg spielen. Leider bleibt Landschaft und Stadt, bleibt die arbeitsame Bevölkerung nur Kulisse und Hintgergrund. Bis auf ein paar Spracheigentümlichkeiten, ein paar Ortsbezeichnungen erfahren wir nichts über Österreich. Oder doch: auch Adrienne Thomas kann nicht anders, auch sie ist der Meinung, daß es nichts Österreicherisches gäbe, als die Heurigenseligkeit. Und sie läßt die Kinder ein Heurigenfest feiern - mit Schwipserln - und bietet ihnen als österreichiusche Weisheit das Lied: "Ein gutes Tröpferl, so drei mal täglich". Daztu hätten sie nicht die weite Reise über Basel machen müssen. Zur Richtigstellung: Das tote Gebirge hat leider keine "Gletscherkette". Vom zwölften Jahre an - eher für Mädchen geeignet. Der Leinenband kostet 9 Schilling.

Literatur/Fundort: Weihnachtsbücher für unsere Kinder. In: Das kleine Blatt, 27.11.1937

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