Datenbank Kinder- und Jugendliteraturforschung


Österreichische Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1933 und 1945

Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.

Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at

Liste

Titel: Alban springt ins Abenteuer. Ein Jugendroman von gestern, heute und morgen.

Autor: Skorpil, Robert

Weitere Auflagen: test

Jahr: 1935

Verlag; Orte: Tyrolia Verlag; Innsbruck

Inhaltsangabe:

Das mit 353 Seiten recht umfangreiche Buch Alban springt ins Abenteuer. Ein Jugendroman gestern, heute und morgen, illustriert vom Maler, Grafiker und Zeichner Sido von Schrom (Wien, 1887- Innsbruck, 1960) und Skorpils Sohn Hans-Robert gewidmet, ist auf mehreren Ebenen zu lesen. Auf der obersten Ebene präsentiert sich das Werk als mehrschichtiger Detektivroman. Die Hauptgeschichte handelt vom Vater von Alban, Dr. Bernhard Sucher, der als  Erfinder tätig ist und mehrfach bedroht wird, weil er sich weigert, seine Pläne über Vernichtungswaffen an eine nicht näher beschriebene asiatische Macht herauszugeben. Als Pazifist hat er die Pläne vernichtet, um kein Unheil anzurichten. Der sechzehnjährige Alban wächst in gebildeter und wohlhabender Umgebung auf, jedoch ohne Mutter, weil diese 12 Jahre zuvor auf unerklärliche Weise plötzlich verschwand. Erst nach und nach enthüllt sich den LeserInnen, dass das Verschwinden der Mutter mit der Erpressung wegen der Pläne zusammenhängt. Die Erpresser haben die Mutter Albans, als dieser im Kindergarten war, zunächst mit der Meldung, ihr Mann habe einen Unfall erlitten, aus dem Haus gelockt, in ein Auto geschleppt und sie bedroht, dass ihr Kind in Gefahr wäre, wenn sie sich wehren würde. Zu der geplanten Erpressung kam es jedoch nicht: Die Mutter setzte sich im Auto dennoch zur Wehr, der Fahrer lenkte das Auto über eine Uferböschung in einen Fluss. Die Erpresser wurden später tot aufgefunden, die Mutter blieb jedoch verschwunden. Eine Erfindung Albans Vaters, eine Maschine, die er eigentlich gebaut hat, um verborgene Gedanken und Gefühle der Menschen zu erfahren, damit „kein Unschuldiger in Zukunft verurteilt wird und kein Schuldiger sich herauslügen kann“ (S.44), erweist sich als Möglichkeit in die Vergangenheit zu reisen. Es ist laut Albans Vater

eine Erfindung, die er Menschheit nötiger ist als je. Ein Hilfsmittel, das – richtig angewandt – den Geist des Menschen, sein ganzes Leben weiten und vertiefen kann, eine – ich muß wohl so sagen Erziehungsmaschine; ja einen Apparat, der die seelischen Kräfte auf die wirksamste Art wecken und steigern kann. Und nur Erfindungen, die dahin zielen, sind heute notwendig und wahrhaft wertvoll. (S. 10)

Alban nützt die Zeitreisemaschine um mehr über seine Mutter zu erfahren. Die Reise in sein eigenes Leben 12 Jahre zuvor hilft Alban auch, die Entführung seiner Mutter, die durch den Autounfall das Gedächtnis verloren hatte und inzwischen in Italien lebte, aufzudecken und die Spur zu ihr zu finden. Die Familie ist zum Schluss wieder vereint. Die Geschichte wirkt an manchen Stellen etwas unglaubwürdig: So kehrt z.B. das Gedächtnis der Mutter augenblicklich wieder zurück, als sie in einer Kampfsituation mit einem aus dem Gefängnis ausgebrochenen Verbrecher einen Schlag auf den Kopf bekommt. Sie erkennt sofort ihren 16-jährigen Sohn Albert wieder, den sie zuletzt mit vier Jahren gesehen hat. Auch liegt das Medaillon der Mutter nach 12 Jahren immer noch an der Unfallstelle, ebenso wie die Lederkappe. Alban beweist einen perfekten detektivischen Spürsinn und am Ende fügt sich alles perfekt zusammen.



Rezeption: Alban, der Sohn eines Erfinders und Neffe eines Detektivs, gerät durch diese Verwandtschaft fast zwangsläufig in den Bereich mannigfachen Geschehens. Sein Gymnasiastendasein verläuft auch nicht ereignislos, es häufen sich also aus sachlichen und persönlichen Gründen die Momente, in denen "etwas los ist", manchmal fast zum Durcheinander. Ein anderer als Skorpil hätte statt des einen Buches vier geschrieben, vier mit viel Leerlauf und wenig Handlung. Im 'Alban' ist's umgekehrt, da gibt s eine Fülle von Abenteuern und Verwicklungen, bis der Schluß alles klärt und ordnet. So ein Buch dürfte jungen Lesern ausnehmend gefallen. Für Knaben vom zwölften Lebensjahr an. (Elternsorgen, 1937,S. 12) Der Vater des Helden erfindet eine technisch raffinierte, aber in ihrer Auswirkung poeisch besinnliche Traummaschine, mit deren Hilfe der Junge in Jahren und Tagen vorwärts und zurück wandern kann, mit einem neuen Sherlock Holmes, dem alten Robinson Crusoe und Segelfliegern Abenteuer erlebt, die ins POhantastische gesteigert und gleichzeitig durch die Zeichnung glaubhafter Charaktere ethisch vertieft sind. Ein romantisches Buch in seiner Sehnsucht und in seiner Liebe zur unbegrenzten Weite der wilden Welt. (Volks- und Jugendbücher 1935, S. 11)

Literatur/Fundort: Elternsorgen. Weihnachtsbücher für unsere Kinder. In: Das kleine Blatt, 11.2.1937, S. 12. Volks- und Jugendbücher. In: Neue Freie Presse, 21.12.1935, A. 11. http://ubdata.univie.ac.at/AC03530366 

Standort: UB I-526954

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