Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.
Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at
Vorname: Margarete
Familienname: Seemann
Andere Namensformen: Margmann
Geburtsort: Wien
Geburtsdatum: 26.7.1893
Sterbeort: Wien
Todesdatum: 6.6.1949
Herkunft: Vater: Dekorations- und Kirchenmaler Simon S. (Guldenfurt [Brod nad Dyji]/Mähren, 1850–Wien, 1918), gerichtlich beeideter Sachverständiger und Schätzmeister, bei der künstlerischen Ausgestaltung einiger Kirchen seiner engeren Heimat so erfolgreich, dass er nach Wien geholt wurde, um am bildnerischen Schmuck der Votivkirche mitzuwirken. Sie stammte aus einer gutbürgerlichen Familie, wuchs im Wiener Gemeindebezirk Josefstadt und im südmährischen Guldenfurt bei Nikolsburg auf.
Bildung: Lehrerinnenbildungsanstalt St. Ursula in Wien, 1915 Lehrbefähigungsprüfung, seit 1914 dort Volksschullehrerin. Studierte Klavier, Violine und Cello.
Beruf: Lehrerin, Erzählerin und Jugendbuchautorin
Lebenslauf: War ab 1912 als Volksschullehrerin in Hernals tätig. Erkrankte 1921 schwer. Lebte ab 1930 als freie Schriftstellerin in Wien. Hielt Lesungen, u. a. 1935 auf Einladung des „Winfried“ im Saal der Lesegesellschaft. Sie engagierte sich sozial und schuf für ihre SchülerInnen Märchenspiele und Theaterstücke mit katholischem Hintergrund. Ihre Lesungen waren sehr beliebt. Trat 1936 als Lehrerin aus Krankheitsgründen, sie war an Knochenkrebs erkrankt, vorzeitig in den Ruhestand. Veröffentlichte zahlreiche Beiträge in Zeitschriften und Jahrbüchern. Ihre Bücher wurden von bekannten IllustratorInnen, u. a. von Ida Bohatta, bebildert. 60 ihrer Gedichte wurden von verschiedenen Komponisten vertont, ihre Bücher in sieben Sprachen übersetzt.
Ihr Werk ist stark katholisch geprägt, was sich insbesondere in der Thematik der Mutter-/Marienverehrung zeigt. „Seemann ist der Typ der Österreicherin. Lebendig, vielseitig, warmherzig. Von einem seelischen Reichtum, der staunen macht.“ (Domanig, Maria: Frauendichtung der Zeit, S. 151.) Blanche Kübeck schrieb über „Blühender Dorn“: „Ein Buch, in jeder Zeile menschlich durchblutet, ein Buch des Muttertums, das südmährischer Erde entwuchs. Wundervoll, wie in dieser herben, volkstümlich kantigen Sprache Acker, Flur und Weinberg, Sterne und Bäume, das wurmstichige Kirchengestühl, darin die Gemeinde dem Orgelspiel in Urväterfrommheit lauscht, naturhaftes Menschentum und kernhafte Volksgestalt ganz zu dichterischem Bild und Gleichnis werden. [...] Eine Dichterin hat es geschrieben, deren Kraft aus dem tiefen Born des Volkes quillt.“ (Kübeck, Blanche: Margarete Seemann: „Blühender Dorn“. In: Neue Freie Presse, 28.6.1931.) Über ihr Buch „Eins, zwei, drei, vier, jetzt fliegen wir“ heißt es in der „Neuen Freien Presse“ am 6.12.1935: „Margarete Seemann berichtet [...] von einer Fahrt durch die Luft, die sechs Kinder antreten, um sich einmal Afrika und sein schwarzes Negergewimmel aus der Nähe zu besehen. Damit sie sich aber vorher auch ein wenig über die Tierwelt informieren, wird die erste Zwischenlandung gleich in Schönbrunn gemacht. Mit heiterster Anmut und Phantasie erzählt, werden diese Kapitel bei den kleinen Lesern herzliche Zustimmung finden.“ In einem Nachruf hieß es: „Von wahrhaft christlichem Geist erfüllt, haben ihre Bücher der Jugend nicht nur Vergnügen, sondern auch Nutzen gebracht.“ (Margarete Seemann gestorben. In: Wiener Zeitung, 8.6.1949.) Margarete Seemann wurde auch als „österreichische Selma Lagerlöf“ bezeichnet.
Mit Kardinal Innitzer bekannt, der für sie Dichterlesungen im Wiener Erzbischöflichen Palais organisierte.
Werke:
Novellen, Skizzen und Spiele
Hörende Herzen. 3 Bde. 1. Ein Buch von Gott. 2. Ein Buch von Liebe. 3. Ein Buch von der Seele. Wuppertal-Elberfeld: Bergland 1926.
Das Frauenspiel. München: Höfling 1932. (Sprechchorspiele; 8042)
O Erden! Skizzen. Hildesheim: Borgmeyer 1934; Wien: Bernina 1948.
Gabriel Selbtreu. Innsbruck: Tyrolia 1928, 1931.
Das Bettelkreuz. Innsbruck: Tyrolia 1931; München: Kerle 1936.
Märchen
Die weiße Misch und andere Märchen. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1928.
(Land) Irgendwo und andere Märchen. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1928. (Sternbücherei für kleine Leute; 4)
Im Graulewald. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1929, 1930, [1931]. (Sternbücherei für kleine Leute; 7)
Turmpeter. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1931; Stuttgart: Wancura 1953. (Ein Wunderhorn-Buch)
Hampelmann, führ uns an! Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1932; Wien: Jugend & Volk 1946, 3. Aufl. [1948].
Romane
Sir John Davies. Sein Leben und seine Werke. Wien, Leipzig: Braumüller 1913.
Zwei Kronen. Wuppertal-Elberfeld: Bergland 1928, 1933, 1936; Heidelberg: Kerle 1942; Innsbruck, Wien, München: Tyrolia 1947, 1959.
Blühender Dorn. Roman. Innsbruck, Wien, München: Tyrolia 1930, 1935; Wien: Domverlag 1948; Heidelberg: Kerle 1950.
Bergauf. Innsbruck: Tyrolia 1934, 1936, 1949.
Sprechstunde. Innsbruck: Tyrolia 1935, 1936, 1938.
Bergleben. Romantrilogie. 1. Bergauf. 2. Steilan. 3. Gipfeloben. Innsbruck: Tyrolia1936–1938; München: Kerle, Innsbruck: Tyrolia 1947, 1949; Olten: Walter 1947–1949; 3. Aufl. Heidelberg: Kerle 1940, 1950.
Gedichte
Deine Seele und meine. Innsbruck: Tyrolia 1929, 3. Aufl. 1932, 5. Aufl. 1937.
Benedeite Erde. Hildesheim: Bergmeyer 1930; St. Florian: Stiftsbuchhandlung 1948.
Rund um den Adventkranz. Skizzen. Hildesheim: Bergmeyer 1931, 2. Aufl. [1935]; Wien, Zürich: Bellaria 1948; 4. Aufl. Steyr: Ennsthaler 1963.
Dir und mir. Aphorismen. Innsbruck: Tyrolia 1934, 1935, 1937.
Das Hummelbuch. Dichtung. Stuttgart: Fink 1934, 1948, 1953, 1972, 1996, 1999, 2005. Ü: 1953 E.
Der Tempel. Hymnen. Paderborn: Schöningh 1935; St. Florian: Stiftsbuchhandlung 1948.
Das Josef-Madlener-Buch. Dichtung. Stuttgart: Fink 1937.
Bruder Mensch. Dichtungen. Innsbruck: Kerle 1937.
Schule gehen. Nürnberg: Sebaldus 1937, 2. Aufl. [1950], 1950, 1954, 1959. Zur Schule gehen. Oldenburg: Lappan 1986, Wir gehen in die Schule. Fürth: Schwager und Steinlein 1996
Das Margarete Seemann-Buch. Dichtung. Stuttgart: Fink 1939.
Funken. Aphorismen. München, Heidelberg, Leipzig, München: Kerle 1940.
Ein kleiner Strauß. Gedichte. Wien: Mayer 1946, 1947, 1948.
Das Hans-Herzog-Buch. Höchst, St. Margarethen: Seeverlag H. Schneider o. J.
Kinder- und Jugendbücher
Ihre Kinder. Ein Sonnenland. Mädchenbuch. Innsbruck: Tyrolia 1932, 1937, 1953; Innsbruck: Kerle 1937; Heidelberg: Kerle 1946, 1953.
Zwei Spiele zum Muttertag. München: Höfling [1934]. (Höflings Kinderbühne; 1408)
Eins, zwei, drei, vier, jetzt fliegen wir! Innsbruck: Tyrolia 1935.
Schulschlußspiel. München: Höfling 1935. (Höflings Kinderbühne; 1418)
Doktor Allesgut. München: Müller 1935, 1953; München: arsEdition 2000
Vater unser. Jugendbuch. Nürnberg: Sebaldus 1937, 1946, 1947; Augsburg: Weltbild 1998.
Avemaria. Jugendbuch. Nürnberg: Sebaldus 1938, 1949.
Die Kinderuhr. Jugendbuch. Nürnberg: Sebaldus 1941, 1946,1948, 1950, 1959, 1998; Schwager & Steinlein in der Gruppe des Sebaldus-Verlages.
Es war einmal. Jugendbuch. Stuttgart: Finke [1943].
Unser Kind ist da. Jugendbuch. Stuttgart: Fink 1943.
(Komm), spiel mit mir! Jugendbuch. Stuttgart: Fink [1943].
Hast du mich lieb? Stuttgart: Fink [1943].
Vom Hansl, der das Christkind suchen ging. Stolberg/Rheinland: Leufgens 1964.
Erzählungen
Unterwegs. Innsbruck: Tyrolia 1935; St. Florian: Stiftsbuchhandlung 1948.
Der Winkelmatz und andere Kameraden. Erzählung. Paderborn: Schöningh 1937; St. Florian: Stiftsbuchhandlung 1948.
Wir wünschen Glück. Stuttgart: Fink [1943].
Gegrüßet seist du, Maria! Nürnberg: Sebaldus 1938, 1946, [1947].
Gesegnete Brücken. Skizzen. Wien: Bernina 1946, 1947.
Ein lieber Gruß. Wien: Mayer 1949; 2. Aufl. Steyr: Ennsthaler 1964. Mehrere Auflagen und Übersetzungen, mehrere Vertonungen.
Der weiße Vogel. Wien, Stuttgart: Wancura [1955]. (Ein Wunderhorn Buch)
Die Zauberblumen. Wien, Stuttgart: Wancura [1956]. (Ein Wunderhorn Buch)
Rezeptions, Auszeichnungen:
Erhielt die Titel Professor und Regierungsrat. Am Hetzendorfer Friedhof wurde ihr ein Ehrengrab gewidmet. 1993 wurde der Margarete-Seemann-Weg in Wien-Meidling nach ihr benannt.
Quellen: Blumesberger, Susanne: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendschriftstellerinnen.Zwei Bände. Bd. 1 A-L, Bd. 2 M-Z. Wien: Böhlau 2014 http://phaidra.univie.ac.at/o:368983
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