Datenbank Kinder- und Jugendliteraturforschung


Österreichische Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1933 und 1945

Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.

Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at

Liste

Vorname: Ilse

Familienname: Ringler-Kellner

Geburtsort: Sajajevo

Geburtsland: Österreich-Ungarn

Geburtsdatum: 9.9.1894

Sterbeort: Salzburg

Todesdatum: 25.8.1958

Herkunft: Ihr Vater Dr. Hans Kellner war Architekt in Sarajewo. Ilse Ringler-Kellner kam mit elf Jahren nach Brünn.

Bildung: Legte die Matura in Brünn ab, studierte 1913/14 Philosophie an der Universität Lausanne.

Lebenslauf:

Veröffentlichte in der „Wiener Mode“ und im Brünner „Tagesboten“, lebte seit 1920 in Perchtoldsdorf. Schrieb seit 1923 Lyrik. 1928 gestaltete sie den ersten eigenen Urania-Abend. Ihre eigenen Werke, v. a. Heimatliteratur, trug sie im „Radio Wien“ vor. Während der NS-Zeit war sie sehr produktiv, arbeitete in führenden Kunstzeitschriften und -zeitungen mit und las in Schulen. 1939 wurde ihr Haus in Baden zerstört, dabei wurden zahlreiche Manuskripte vernichtet. Nach 1945 veröffentlichte sie zwar keine Bücher mehr, ihre Gedichte wurden jedoch weiterhin in Zeitungen, Kalendern, Anthologien und Zeitschriften abgedruckt. Ab 1950 lebte sie in Salzburg. In ihrem Buch „Birkhild. Aus der Kampfzeit eines österreichischen BDM-Mädels“ von 1938 erzählt sie autobiografisch von ihren Erlebnissen als BDM-Mädel.

Die Autorin Ilse Ringler-Kellner, 1894 geboren, war während der NS-Zeit sehr aktiv, sie arbeitete in führenden Kunstzeitschriften und -zeitungen mit und las in Schulen. In ihrem Buch Birkhild. Aus der Kampfzeit eines österreichischen BDM-Mädels erzählt sie autobiografisch von ihren eigenen Erlebnissen. In einem Interview meinte sie:

Dieses ist mein allerliebstes Gedicht‘ sagt sie plötzlich und zeigt auf ‚Das deutsche Wiegenlied‘, denn damit verbinde ich mein schönstes Erlebnis: Ich sandte es nämlich 1933 an den Stuttgarter Sender und wurde daraufhin zu einer Vorlesung eingeladen. Ich fuhr nach Stuttgart, und eine halbe Stunde nach mir sprach Adolf Hitler anläßlich seines großen Turnfestes durch das Mikrophon. Ich eilte sofort ins Stadtbräu und hatte das unvergeßliche Erleben, den Führer zum erstenmal zu sehen. [...][1]

 Über ihr Buch Birkhild heißt es im selben Interview: „Birkhild ist ein tapferes BDM-Mädel aus Perchtoldsdorf, so schlank und blond wie die Birke im Garten unten und eigentlich Ilselotte, die Tochter der Künstlerin.“[2]


[1] Liselotte Grimm: Der Ilse, der Gretl, der Liesl. Besuch bei Frau Ilse Ringler-Kellner. In: Volks-Zeitung, 29.12.1938, S. 3f.
[2] Ebd.


Werke:

Erzählungen und Gedichte

Lieder, Balladen, Legenden. Wien: Krystall 1932, 1937.

Ahnenlandschaft. Gedichte. Wien: Krystall 1934, 1935.

Südmährische Heimat. Gedichte. Wien: Wiener Verlagsgesellschaft, Luser 1939. (Reihe Südost; 12)

Das Ahnenhaus. Leimen b. Heidelberg: Verlag für Heimatliches Schrifttum 1962. (Brünner Buchring; 47) (Sudetendeutscher Novellenring; 25)

Lebenswanderschaft. Leimen bei Heidelberg: Verlag für Heimatliches Schrifttum 1963. (Brünner Buchring; 55) (Sudetendeutscher Novellenring; 33)

Wege der Liebe. Erzählungen und Gedichte. München: Aufstieg 1963.

Mitarbeit

Die Madonna mit der Armbanduhr. Neue Novellen. Graz: Bergland 1932.

Ähren, Blumen, Sonne. Neue südmährische Lyrik. Brünn: Carl Winiker 1935.



Kinderliteratur:

Jugendbuch

Birkhild. Aus der Kampfzeit eines österreichischen BDM-Mädels. Reutlingen: Enßlin & Laiblin 1938, 1939, 1944.

Sagen

Der liebe Augustin. Wiener Sagen. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1942.



Rezeptions, Auszeichnungen:

1937 Mährischer Literaturpreis. Ab 1937 Mitglied der NSDAP.



Quellen: Susanne Blumesberger: Von Giftpilzen, Trödeljakobs und Kartoffelkäfern - Antisemitische Hetze in Kinderbüchern während des Nationalsozialismus. In: Medaon. Magazin für Jüdisches Leben in Forschung und Bildung. 11.9.2009. online: http://phaidra.univie.ac.at/o:48388 Blumesberger, Susanne: Mädchenbücher österreichischer Autorinnen während der NS-Zeit zwischen Anpassung und Widerstand. In: Guddat, Sarah; Sabine Hastedt (Hg.): Geschlechterbilder im Wandel? Das Werk deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1894-1945. Frankfurt am Main: Peter Lang 2011, S. 321-339. Blumesberger, Susanne: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendschriftstellerinnen.Zwei Bände. Bd. 1 A-L, Bd. 2 M-Z. Wien: Böhlau 2014 http://phaidra.univie.ac.at/o:368983 Liselotte Grimm: Der Ilse, der Gretl, der Liesl. Besuch bei Frau Ilse Ringler-Kellner. In: Volks-Zeitung, 29.12.1938, S. 3f. Barbara Fülgraff: Annotierte Bibliographie der ausgestellten Bücher. D: 1930 bis 1945. In: Mädchenbücher aus drei Jahrhunderten. Ausstellungskatalog.. Bestände der Universitätsbibliothek Oldenburg, Leihgaben und Privatbesitz. Oldenburg: Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg 1983, S.83-92. Dagmar Grenz: Zur Geschichte der Mädchenliteratur vom 18. Jahrhundert bis 1945. In: Mädchenbücher aus drei Jahrhunderten. Ausstellungskatalog. Bestände der Universitätsbibliothek Oldenburg, Leihgaben und Privatbesitz. Oldenburg: Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg 1983., S. S. 22-33. Dagmar Grenz: Kämpfen und arbeiten wie ein Mann – sich aufopfern wie eine Frau. Zu einigen zentralen Aspekten des Frauenbildes in der nationalsozialistischen Mädchenliteratur. In: Grenz, Dagmar; Gilseal Wilkending (Hg.) Geschichte der Mädchenlektüre. Mädchenlektüre und die gesellschaftliche Situation der Frauen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Weinheim, München: Juventa 1997, S. 217-239. Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur; Datenbank der Forschungsstelle „Österreichische Literatur im Nationalsozialismus“, Universität Graz; Ariadne – Datenbank „Frauen in Bewegung“ (Österreichische Nationalbibliothek).

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