Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.
Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at
Vorname: Erwin Guido
Familienname: Kolbenheyer
Geburtsort: Budapest
Geburtsdatum: 31.12.1878
Sterbeort: Gartenberg
Sterbeland: Deutschland
Todesdatum: 12.4.1962
Geschlecht: 1
Herkunft: Sohn eines ungarndeutschen Architekten und einber sudetendeutschen Mutter
Bildung: Er besuchte das Gymnasium in Eger, studierte in Wien Naturwissenschaften, 'Philosophie und Psychologie. Promovierte 1905 zum Dr.phil. mit der Arbeit "Die sensorielle Theorie der optischen Raumempfindung
Beruf: Schriftsteller
Lebenslauf: Am 3.4.1906 Heirat mit der Malerin Marianne Eitner. Er leitete während des 1. Weltkrieges ein Kriegsgefangenenlager. Zog 1919 nach Tübingen. Aufgrund seiner literarischen Erfolge wählte er statt der angestrebten wissenschaflichen Laufbahn den Lebensweg eines freien Schriftstellers. 1926 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, die er jedoch zugleich mit Emil Strauß und Wilhelm Schäfer aus Protest gegen ein Übergewicht der demokratischen Schriftsteller wieder verließ. 1932 zog er nach Solln bei München. Er verfasste vor allem historische Romane und Dramen, seine Helden sind typische Germanen, die mit den Feinden der Umwelt ringen.
In seiner Rede an die Hitler-Jugend aus dem Jahre 1942 wird sein Streben deutlich:
"[...] Das künftige Jahrhundert unseres Volkes wird in diesen Monaten das Wegzeichen erhalten, unter dem es eine Entwicklung nehmen soll, die nicht nur für unser Volk selbst, sondern für die gesamte weiße Rasse von Bedeutung sein wird. Eine neue Bestandform der weißen Menschheit muß gefunden werden, Europa muß seine neue Gesatalt erhalten, und das deutsche Volk wird diese Gestalt in erster Linie zu bestimmen haben [...] Und für diese Lebensaufgabe wird nach dem errungenen Siuege der Nation die politisch geklärte und gefestigte Gesinnung nivcht mehr das einzige Ziel, sie wird die selbstverständliche Voraussetzung sein müssen, auf der sich erst das Ziel erhebt, und das heißt: die Behauptung der deutschen Vormachtsstellung im politischen und kulturellen Leben der abendländischen Menschheit. Denn wir werden unseren Sieg nur dann erst wirklich gewonnen haben, wenn wir neben der politischen und wirtschaftlichen auch die kulturelle Führung erlangen und festhalten. Dieser gewaltige Aufgabenblock - Politik, Wirtschaft, Kultur - ist eine lebendige Einheit, die sich nicht aufspalten läßt, wenn die europäische Mission unseres Volkes erfüllt werden soll. [...]" (Jugend und Dichtung, S. 21)
Ab 1940 war er Mitglied der NSDAP, Mitglied der Dichterakademie. Nach dem 2. WK lebte er in Bayern und wurde als Belasteter in Gruppe II eingestuft. Er erhielt 180 Tage Sonderarbeit und 5 Jahre Berufsverbot, die Hälfte seines Vermögens wurde eingezogen. 1946 wurde er aus seinem Haus in Solln vertrieben und ging nach Schlederloh. Am 27.10.1948 wurde er durch die Spruchkammer verurteilt und sein Gesamtwerk verboten. 1950 wurde er in einem Berufungsverfahren als "minderbelastet" eingestuft. Zugleich wurde das verbot von einzelnen Werken aufgehoben. 1951 wurde ihm zu Ehren die "Gesellschaft der Freunde des Werkes von Erwin Guido Kolbenheyer" gegründet. 1953 bezog er ein Haus in Gartenberg bei Wolfratshausen. Am 9.3.1957 starb seine Frau. Ab 1957 wurde die Zeitschrift "Der Bauhüttenbrief. Zeitschrift für die Freunde des Werkes von Erwin Guido Kolbenheyer. 1958 unternahm er eine Vortragsreise über Salzburg und Linz nach Wien. Noch bei seinem 75. Geburtstag dankte er mit dem Hitlergruß.
Werke: Giordano Bruno, Drama, 1903
Amor Dei, Spinoza-Roman, 1908
Meister Joachim Pausewang, Roman um Jakob Böhme, 1910 (siehe auch Adam von Dobschütz)
Montsalvasch, Roman, 1912
Ahalibama, Erzählungen, 1913
Klein-Rega. München 1914
Der Dornbusch brennt, Gedichte, 1922
Paracelsus (Kolbenheyer): ISBN 3-469-00108-1 Die Kindheit des Paracelsus, 1917Das Gestirn des Paracelsus, 1922
Das Dritte Reich des Paracelsus, 1926
Wem bleibt der Sieg?Tübingen 1919
Der Dornbusch brennt. Ein Flugblatt. Gedichte für seine Heimat. Augsburg 1922J.C. v. Grimmelshausen. Der abenteuerliche Simplicissimus (Hg.): München 1922Drei Legenden Hamburg-Großborstel, 1923
Ein Gruß vom Wege - Eurem Wege. Rudolfstadt 1923
Die Bauhütte 1926 (überarbeitet 1939 und unter dem Titel Die Philosophie der Bauhütte 1952)
Das Lächeln der Penaten, Roman. München, 1927
Die Brücke, Schauspiel in 4 Aufzügen. München 1929
Heroische Leidenschaften. Die Tragödue des Giodano Bruno in drei Teilen. München 1929
Kämpfender Quell. München 1929.Lyrisches Brevier. München 1929
Wenzel Tieghel. Leipzig 1929
Karlsbader Novelle, 1929
Aufruf der Universitäten. München 1930
Jagt ihn - ein Mensch!, Schauspiel, 1931
Das Gesetz in dir, Schauspiel, München München 1931
Stimme. Eine Sammlung von Aufsätzen. München 1931.
Reps, die Persönlichkeit, Roman einer kleinen Stadt 1932
Die Begegnung auf dem Riesengebirge, Novelle, 1932
Unser Befreiungskampf und die deutsche Dichtkunst. München 1932Die egegnung auf dem Riesengebirge. Novelkle. München 1933
Deutsches Bekenntnis. Unser Leben. Dichtung für Sprechchöre München 1933
Die volksbiologischen Grundlagen der Freiheitsbewegung. München 1933.
Weihnachtsgeschichten. München 1933.
Gregor und Heinrich. Schauspiel. München 1934
Karlsbader Novelle (1786). München 1934.
Der Lebensstand der geistig Schaffenden und das neue Deutschland. München 1934.
Arbeitsnot und Wirtschaftskrise, biologisch gesehen. München 1935Lebenswert und Lebenswirkung in einem Volke. München 1935
Neuland. Zwei Abhandlungen.- München 1935
Klaas Y, der große Neutrale, Erzählungen, 1936
Das gottgelobte Herz, Roman, 1938
Widmungen, Gedichte, 1938
Vox humana, Gedichte, 1940
Zwei Reden: Das Geistesleben in seiner volksbiologischen Bedeutung. Jugend und Dichtung, 1942
Kindergeschichten. München 1942
Menschen und Götter, Dramen-Tetralogie, 1944
Sebastian Karst über sein Leben und seine Zeit. 3 Bde. 1957/58
Mensch auf der Schwelle. 1956
Rezeptions, Auszeichnungen: 1926 Ehrendoktorwürde der Medizin
1926 Adalbert-Stifter-Preis
1929 Verleihung des Tschechoslowakischen Staatspreises
1932 Goethe-Medaille
1936 Literaturpreis der Stadt München
1937 Goethe Prteis der Stadt Frankfurt
1938 Adlerschild des Deutschen Reiches
1941 Königsberger Kant-Plakette
1943 Grillparzer-Preis der Stadt Wien
1958 Josef-Hofmann-Plakette
1959 Sudetendeutscher Kulturpreis
Während der NS-Zeit wurde er zum meistgelesenen Autor
Langenbucher meint über ihn: "Seine drei Hauptthemen sind: der deutsche Mensch, das deutsche Wltbild, die deutsche Gottoffenbarung" (Langenbucher, S. 98)
Quellen: Hillesheim, Jürgen; Elisabeth Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter. Biographien – Analysen – Bibliographien. Würzburg: Königshausen und Neumann 1933.
Langenbucher, Hellmuth: Volkhafte Dichtung der Zeit. 6. Auflage Berlin: Junker und Dünnhaupt Verlag 1941
Kolbenheyer, Erwin Guido: Kindergeschichten. Graz, Wien: Stiasny 1964.