Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.
Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at
Vorname: Mirko
Familienname: Jelusich
Andere Namensformen: Voojmir
Geburtsort: Semil bei Podmoklitz in der Nähe von Prag
Geburtsdatum: 12.12.1886
Sterbeort: Wien
Todesdatum: 22.6.1969
Geschlecht: 1
Herkunft: Wurde als Sohn von Anselm Jelusich, eines Kroaten und Bahnbeamten und von Friederike, geb. Strasser, einer Sudetendeutschen in Böhmen geboren. Er hatte eine sieben Jahre ältere Schwester Josefine und einen um vier Jahre älteren Bruder Anselm. Die Tatsache in Deutschböhmen geboren worden zu sein, empfand er stets als Benachteiligung. Er hätte eigentlich, weil die Mutter eine Wagner-Anhängerin war, Siegfried heißen sollte, der Pfarrer slawisierte jedoch eigenmächtig seinen Namen, was ihn ebenfalls belastete. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in Wien.
Bildung: Verbrachte zwei Jahre im Benediktinergymnasium Seitenstetten und die Mittelschule in Wien. 1906 inskribierte er an der Universität Wien und besuchte nebenbei eine Malschule. Nach mehreren Studienw
Lebenslauf: Kam mit zwei Jahren nach Wien. Seine erste Publikation, das Gedicht "Sommerwind", erschien in der "Muskete", bei der er auch bald an den Redaktionssitzungen teilnahm. Er lernte dort unter anderem Anton Wildgans kennen und freundete sich mit Robert Hohlbaum an. Auch mit dem Antisemiten Arthur Trebisch schloss er Bekanntschaft, die ihn sein ganzes Leben prägen sollte. Bekannt war er auch mit Franz Karl Ginzkey. Jelusich wollte sich schon vor dem 1. Weltkrieg als Dichter dramatischer Werke etablieren, hatte jedoch keinen Erfolg, was er der "Überfremdung und Verjudung des deutschen Theaters" (zitiert nach Ziesel: Krieg und Dichtung, S. 218) zuschrieb.
1914 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, war Artilllerieoffizier, wurde verwundet und verbrachte die Zeit bis 1918 als Oberleutnant der Reserve in Wien. Er wurde zum Kriegsdichter, seine Arbeiten erschienen in der "Muskete". Durch die Inflation verlor er sein Vermögen. Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Filmdramaturg, Zeitungsredakteur, Theaterkritiker und Bankbeamter. Er war zunächst Chefredakteur der von der Industriellenvereinigung finanzierten satirischen Zeitschrift "Der Esel", arbeitete für den "völkisch eingestellten" "Wiener Mittag", als er sich mit dem Besitzer Franz Schalk zerstritt, arbeitete er in einer Bank, kündigte dort jedoch bald wiede, da er nebenbei kaum zur dichterischen Arbeit kam und kam schließlich per Zufall zum deutschnationalen Blatt "Deutsch-österreichische Tageszeitung" und leitete bald das Bühnenreferat und wurde erfolgreicher Theaterkritiker. Er gründete aus Antisemitismus den "Kampfbund für deutsche Kultur".
1917 erhielt er eine Konzession zum Betrieb des Verlagsbuchhandels in Wien 2, Volkertplatz 1/17. Er war Chefredakteurstellvertreter der Deutsvchösterreichischen Tageszeitung, also des Hauptblattes der NSDAP-Hitlerbewegung. 1923 heiratete er Maria Greil. Von 1923 bis 1933 hatte er die Schriftleitung. 1928 beendete er seinen Caesar, fand jedoch vorerst keinen Verlag dafür. Als der Verlag Speidel das Buch herausgab, startete er eine Werbekampagne. Ida Maris Deschmann, eine Kollegin der "Deutsch-ölsterreichischen Tageszeitung" nannte ihn einen "gottbegnadeten Dichter". Er übersandte auch Mussolini einen Band, der ihn daraufhin zu sich einlud. In seinen Gedichten sprach sich Jelusich schon früh für den Anschluss an Deutschland aus und verfasste antisemitische Beitzräge. 1931 wurde er zum 2. Vorsitzenden und schließlich zum Leiter der Ortsgruppe Wien des "Kampfbundes für deutsche Kultur". Er setzte sich stark für den "Anschluss" ein. Ab 1933 lebte er als freier Schriftsteller und veröffentlichte "Cromwell", eine getarnte Hitler-Biografie, die ein Jahr später vom "Deutschen Bühnenvertrieb des Zentralverlages der NSDAP" die dramatisierte Fassung übernahm und an neun bedeutende Theater vermittelte. Ab 1935 gab er die monatlich erscheinende Zeitschrift "Das Wek. Zur Pflege des deutschen Schrifttums" heraus. Da er bereits als Nationalsozialist bekannt war, wurde die Genehmigung der Zeitschrift erst mal überprüft. Die Zeitschrift war betont neutral gehalten. Er begann im Oktober 1936 die Gründung des "Tieck-Verlages" vorzubereiten. Am Tag des Anschlusses wurde er Direktor des Wiener Burgtheaters. Am 1. Juli 1939 gründete Jelusich den "Wiener Dichterkreis", wo er unter anderem auch Bruno Brehm, Max Mell und Josef Weinheber einberuft. Der Dichterkreis gab die Zeitschrift "Der Augarten" heraus.1941erschien "Der Traum vom Reich",wo er einen Abschnitt aus dem Leben des Prinz Eugen, den Spanischen Erbfolgekriegs thematisiert. Jesulaich war absolter Spitzenverdiener, er kam auf das Sechsfache dessen, was Oberbefehlshaber des Heeres und Gauleiter bezogen, oder auf das Achtzigfache des Einkommens eines einfachen Arbeiters. (Siehe Hangler, S. 49) 1944 findet sich sein name auf der "Liste der von der Arbeitspflicht freizustellenden Autoren".Nach Ende des Krieges musste er Straßenarbeitsdienste leisten und wollte sich mit Schreiben an die Staatsregierung als unschuldig darstellen. Am 5. Juli wurde dem Referat III der Staatspolizei ein Bericht vorgelegt, wo darauf hingewiesen wird, dass der "berüchtigte Naziliterat" immer noch frei in Wien war. Am 16. August 1945 wurde er verhaftet und wurde in der Sowjetischen Kommandatur festgehalten, Ende Oktober 1945 wurde er der österreichischen Staatspolizei übergeben. Am 12. Dezember 1945 wurde er in die ordentliche Untersuchungshaft des Landesgerichts Wien überstellt. Die Untersuchungshaft dauerte elf Monate und endete in einer Anklage nach dem Verbotsgesetz wegen "Innehabung einer höheren Parteifunktion und vermutlicher Illegalität". 1946 stand er auf der Liste der gesperrten Autoren des Unterrichtsministeriums.Am 25. November 1946 wurde er frei gesprochen, Gräfin Charlotte Attems schilderte ihn als "Idealisten und als Träumer".Der Freispruch erregte großes Aufsehen. Neue Beweismaterialien tacuhten auf und das Verfahren wurde wieder aufgenommen, am 20.12.1946 wurde er erneut verhaftet. In der neuerlichen Haft schrieb er an einem Tagebuch, sas zeigt, dass er weiter an seinen Ideen hing. Nach der Haftentlassung lebte er in Wien, hielt Vorträge und schrieb vreinzelt für neonazistische Gruppierungen. Am 22. November 1957 hielt er eine Festrede auf dem Antrittskommers der freiheitlichen Korporation in Innsbruck. Er lebt sonst zurückgezogen, nimmt aber an den "Leopoldsberger Dichtertagen"teil, bei dem sich die "Ehemaligen" treffen, unter anderem Grimm, Kolbenheyer, Brehm. 1950 verließ er den Speidel-Verlag und ging zum rechtsgerichteten Salzburger Pilgram-Verlag. Bis zuletzt bleibt er seinen politischen Ansichten treu.
1946 wurde er inhaftiert, seine Werke blieben bis 1.9. 1946 für den Buchhandel und für Leihbüchereien gesperrt. Unter seinen nach dem Krieg wieder aufgelegten Büchern befindet sich auch seine Cromwell-Biografie, die als kaum getarnte Hitler-Biografie gilt. Obwohl sein Name auf der Liste der gesperrten UAtoren steht, wird er im Verordnungsblatt der Schulbehörde für die Steiermark zur Jugendlektüre empfohlen
Er hatte sich vor allem mit historischen Werken beschäftigt. Nach dem 2. WK hatte er mit seinem Schreiben kaum Erfolg.
Sein stetes Motiv war gegen den "Schandfrieden von Versailles" zu kämpfen. Schon vor dem Anschluss war er höchstwahrscheinlich illegal tätig, so mietetet er zum Preis von einer Mark in Deutschland eine baufällige Mühle um dort gemeldet zu sein und gute Kontakte zu haben. (sihe Sachslehner, S. 50)
Werke: Romane
Asa von Agder. Ein Wikinger-Roman. Paul Neff, Wien 1964
Bastion Europas. F. G. Speidel'sche, Wien 1951
Caesar. F. G. Speidel'sche, Wien 1929
Cromwell. F. G. Speidel'sche, Wien 1933
Der Löwe Tieck, Wien 1936 & Franz-Eher-Verlag 1937
Der Ritter. Tieck, Wien 1937
Der Soldat. F. G. Speidel'sche, Wien 1939
Der Stein der Macht. Pilgram, Salzburg 1958
Der Thyrsosstab. Leonhardt, Wien 1920
Der Traum vom Reich. Safari, Berlin 1941
Die Wahrheit und das Leben. Pilgram, Linz 1949
Don Juan – Die sieben Todsünden. F. G. Speidel'sche, Wien 1931
Hannibal.. F. G. Speidel'sche, Wien 1934
Talleyrand. Paul Neff, Wien 1954 Theaterstücke Abisag von Sunem: Schauspiel in 4 Aufzügen. O. Erich Verlag (Ohne Jahr)
Cromwell, Schauspiel in 5 Aufzügen. F.G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung, Wien/Leipzig 1934
Der gläserne Berg: Ein Spiel von zwei Menschen aus verschiedenen Welten. In einem Vorspiel und 3 Aufzügen. Drei Masken-Verlag, Berlin 1917
Samurai: Schauspiel in fünf Aufzügen . F.G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung, Wien/Leipzig 1943
Drehbücher
Condottieri. D/I 1936/1937, Drehbuch: Luis Trenker, Kurt Heuser, Mirko Jelusich
Die Rothschilds. D 1940, Drehbuch: C. M. Köhn, Gerhard T. Buchholz nach einer Idee von Mirko Jelusich (Das Haus Rothschild)
Sonstige Werke
Das große Spiel: Die Tragödie des Mannes. O. Erich Verlag (ohne Jahr)
Das Werk: Monatshefte zur Pflege deutschen Schrifttums. Herausgegeben von Mirko Jelusich, Österreichische Wirtschaftsverlag KG Payer & Co., Wien 1935
Der Toni und die Loidolter. Reichsverband der deutschen Sparkassen 1931.
Der Zauber von Wien. E. Fischer Verlag, Wien 1931
Die Gefangenen Fahnen: Ein Gedicht. (ohne Verlag) 1913
Die unvollständige Kompanie: Novelle. Wiener Verlag, Wien 1944
Eherne Harfe: Balladen und Gedichte . F.G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung, Wien/Leipzig 1942
Ersatzkultur und Kulturersatz: Ein Vortrag. F.G. Speidel'sche Verlagsbuchhandlung, Wien/Leipzig 1933
Geschichten aus dem alten Österreich: Soldaten, Künstler, Leut' und Herrschaften. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Wien 1961
Geschichten aus dem Wiener Wald: 100 Österreichische Anekdoten. Tieck-Verlag, Wien 1937
Geschichten um das Wiener Künstlerhaus: Das Haus und die Feste, die Hausherren, die Gäste. Kremayr & Scheriau, Wien 1965
Margreth und der Fremde. Reclam Verlag, Leipzig 1942
Sickingen und Karl V.. Verlag Deutscher Volksbücher, Stuttgart 1943
Soldaten, Künstler, Leut' und Herrschaften: Erinnerungen zweier Alt-Österreicher. Kremayr & Scheriau, Wien 1961
Streit um Agnes: Erzählung aus der Stauferzeit. Reclam Verlag, Leipzig 1937
Traum und Tat: Gedichte. Hohenstaufen Verlag, Berg am Starnberger See 1985
Vater unser 1914: Gedicht. Vaterland Verlag, Berlin u. Hermes Verlag, Wien (ohne Jahr)
Weinschenker und Weinbeschenkte: Lobspruch des Wiener Heurigen. Kremayr & Scheriau, Wien 1962
Stirners Erbe: Eine kritische Betrachtung über das Verhältnis des „Einzigen“ zum individualistischen Anarchismus in Deutschland. Verlag Max-Stirner-Archiv, Leipzig 1998 [Nachdruck der 1911 an der Universität Wien eingereichten Inaugural-Dissertation]
Kinderliteratur: Zahlreiche seiner Werke wurden als Jugendausgaben herausgegeben. (jeweils 48 Seiten Textasuzüge aus den Originalen)
Caesar. Jugendausgave. Wien: Gerstwel 1938 (=Männer machen die Geschichte, Bd. 1)
Cromwell. Jugendausgabe. Wien: Gerstel 1938 (=Männer machen die Geschichte, Bd. 2)
Hannibal. Jugendausgabe. Wien: Gerstel 1938 (=Männer machen die Geschichte, Bd. 3)
Der Löwe. Jugendausgabe. Wien: Gerstel 1938 (=Männer machen die Geschichte, Bd. 4)
der Ritter. Jugendausgabe. Wien: Gerstel 1938 (=Männer machen die Geschichte, Bd. 5)
Rezeptions, Auszeichnungen: 1943 erhielt er den Grillparzer-Preis der Stadt Wien
1941 Preis der Stadt Wien für Literatur
Außerordentliches Mitglied der Gesellschaft bildender Künstler Wiens (1944)
Anmerkungen: Im Archiv des Yivo-Institute for Jewish Research, New York, befindet sich die Akte Jelusich-Hauptmt Wissenschaft (laut Wulf, S. 395)
Quellen: Klaus Amann: Der Anschluß österreichischer Schriftsteller an das Dritte Reich. Institutionelle und bewußtseinsgeschichtliche Aspekte. Frankfurt am Main: Athenäum 1988.
Hall 1985 II, S. 352f.
Hangler, Reinhold: Literatur in Österreich zwischen Austro- und Hitlerfaschismus. In: Hangler, Reinhold; Christian Hawle; Hartmuth Kilgus; Gerhard Kriechbaum: Der Fall Franz Karl Ginzkey und Seewalchen. Eine Dokumentation. Vöcklabruck: Mauthausen- aktiv-Vöcklabruck 1989, S. 20-63.
Hillesheim, Jürgen; Elisabeth Michael: Lexikon nationalsozialistischer Dichter. Biographien – Analysen – Bibliographien. Würzburg: Königshausen und Neumann 1933.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mirko_Jelusich
Sachslehner, Johannes:Führerwort und Führerblick. Mirko Jelusich. Zur Strategie eines Bestsellerautors in den Dreißiger Jahren. Königstein/Ts.: Verlag Anton Hain Meisenheim 1985 (Literatur in der Geschichte. Geschichte in der Literatur Band 11)
Weiss, Hans; Krista Federspiel: Wer?1988.
Sein Nachlass befindet sich in der Handschriftensammlung der ÖNB.