Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.
Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at
Vorname: Ida
Familienname: Bohatta-Morpurgo
Andere Namensformen: Ida Karoline; Verh. Morpurgo
Geburtsort: Wien
Geburtsdatum: 15.4.19
Sterbeort: Wien
Todesdatum: 1.11.1992
Herkunft: Vater: Hanns Bohatta (1864–1947), Altphilologe und ab 1890 an der Wiener Universitätsbibliothek tätig, ab 1914 Hofrat und Oberbibliothekar. Er gab mehrere noch heute verwendete Nachschlagewerke heraus. Mutter: Adelheid Anna Bohatta, geb. Krippel. Schwester: Bertl, drei Jahre älter. Ursprünglich hieß die Familie Bohata. Durch ihren Vater war Ida Bohatta mit dem deutschsprachigen Bildungsbürgertum verbunden, er schenkte ihr schon früh Bücher von Ernst Kreidolf, die später Einfluss auf ihr Werk nahmen. Außerdem hatte sie starke Beziehungen zur katholischen Kirche.
Bildung: Ida Bohatta-Morpurgo besuchte ein privates Lyzeum, wo ihre künstlerische Begabung erkannt wurde. Sie legte 1916 die Matura ab und besuchte während ihrer Schulzeit die Kunstgewerbeschule am Stubenring und war ab ihrem zwölften Lebensjahr Schülerin der Meis
Beruf: Illustratorin und Autorin
Lebenslauf: Ihr erstes Märchenbuch zeichnete sie für Otto von Habsburg, den sie durch ihren Vater kennengelernt hatte. Mehrere Illustrationsaufträge folgten. Liane Müller entdeckte sie als Künstlerin und war ihre Verlegerin, als sie 1919 begann, Bilderbücher zu schreiben und zu illustrieren. Um immer wieder darauf zurückgreifen zu können, legte sie sich eine Systematik von Pflanzen- und Tierformen an, die sie in ihren Büchern immer wieder verwendete. Auch Ernst Kreidolfs Blumenbücher, die sie 1922 kennenlernte, beeinflussten ihre Arbeit wesentlich. Nachdem sie 1927 vom Wiener Deutschen Verlag für Jugend & Volk zum Münchner Verlag Josef Müller gewechselt war, änderte sich auch ihr Zeichenstil. Statt Jugendstilelemente verwendete sie meist nur noch naive Zeichnungen. Durch die schlechte finanzielle Situation in den 1920er Jahren gelang es ihr nur selten, Illustrationsaufträge zu bekommen. Ihren Lebensunterhalt sicherte sie sich in dieser Zeit mit dem Entwerfen und Anfertigen von Puppen mit asiatischen und afrikanischen Gesichtszügen. Ab 1927 zeichnete sie Fleißbildserien für den Verlag Josef Müller. Zu dieser Zeit entwarf sie auch Bilder religiösen Inhalts. Bohatta wollte aus diesen Büchern schon bald Kinderbücher herstellen und konnte den Verlag dazu überreden. Am 1.7.1938 wurde sie wegen ihrer enormen Produktion in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen, obwohl sie als überzeugte Katholikin mit monarchistischer Gesinnung bekannt war. Ihre Bilderbücher schienen auch in einem empfehlenden Auswahlverzeichnis von 1940 auf. In einigen Bildern Bohattas glaubten die Machthaber „Propaganda gegen den Rassengedanken“ zu erkennen. Sie selbst legte mehr Wert auf ihre Gedichte als auf die dazugehörigen Zeichnungen, mit denen sie eigentlich bekannt geworden war. 1945 konnte sie ihr Werk erfolgreich weiterführen.
Die Kinderbücher Ida Bohattas wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Ihr gelang es sehr erfolgreich, alles Aktuelle zu vermeiden und zwischen Harmlosigkeit und künstlerischem Anspruch hin und her zu pendeln. Gerade in der Zeit des Nationalsozialismus versuchte Bohatta den Kindern eine bessere Welt zum Träumen anzubieten. Eine tiefe Lebensfreude sollte in den Kindern genährt und bewahrt werden. In ihren Werken ist die Welt klar geordnet, alles hat seinen Platz, es ist eine Welt, in der die göttlichen Gesetze walten. Am 23.8.1938 konnte man im „Westdeutschen Beobachter“ lesen, dass ihre Fleißbildchen angeblich „in den Dienst einer zwar naiv anmutenden, aber trotzdem abgefeimt ausgeklügelten Propaganda gegen den Rassengedanken“ gestellt wurden. „Zweifellos erhielt Ida Bohatta ihre ersten künstlerischen Anregungen aus dem Stil der Wiener Secession, jedoch negierte sie symbolistische Motive. Die floralen Elemente, die überlängten, grazilen Körper, der enge Bezug zur Natur und nicht zuletzt auch das Kindlich-Naive, der Traum einer Idylle, veranschaulichten dies.“ (Martischnig, Michael: Die Illustratoren der Wiener Klassenlektüre der Ersten Republik. In: Fadrus, Viktor; Martischnig, Michael (Hg.): Viktor Fadrus – Vater und Sohn – im Dienste der österreichischen Reformpädagogik im 20. Jahrhundert. Graz: Leykam 2003, S. 270)
Kinderliteratur: Das neue Buch für das 2. und 3. Schuljahr. Wien: Schulbücherverlag 1919.
Sinnige Märlein aus dem Menschen-, Tier- und Blumenleben. Wien, Prag, Leipzig: Haase 1919.
Aus dem Leben zweier Wiener Kinder: Lesestoffe für Kinder der 2. Klasse. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1922; 13. Aufl. Wien: öbv 1954.
Ringa Ringa Reia. Kinderlieder und Kinderspiele. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1924.
Frühling. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1927.
Sommer. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1927.
Herbst. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1927.
Winter. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1927.
Peters ganzer Tag. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1927.
Hannes wird grosz. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1927.
Was will Klara werden? Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1928.
Hilde will helfen. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1928.
Heinz will zum Handwerk. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1928.
Der bunte Kranz: Eine Auswahl aus deutscher Dichtung und Bildkunst. 3 Bde. Frankf./M.: Diesterweg 1930.
Mein Schutzengel. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1930.
Raupelinchen. Die wunderbare Verwandlung. Wien: Breitschopf 1987.
Mit Ida Bohatta durch das Jahr. München: arsEdition 1996.
Ostern mit Ida Bohatta. München: arsEdition 1997.
Das große Ida Bohatta. Liederbuch. München: arsEdition 1997.
Weihnachten mit Ida Bohatta. München: arsEdition 1998.
Illustrationen
Schwalm, Karl: Bilder mit Reimen: ein Büchlein für unsere Kleinen. Aus der alten deutschen Volksdichtung gewählt. Wien: Gerlach & Wiedling 1920, 1925; 5. Aufl. Wien: öbv 1950.
Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Lieder und Gedichte für kleine Leute. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1924.
Buchowiecki, Josef: Das frohe Kind: Lustige Kinderreime ausgewählt für die Kleinsten. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1925; 3. Aufl. Wien: Jugend & Volk 1946.
Umlauf-Lamatsch, Annelies: Mein erstes Geschichtenbuch. Erzählungen, Märchen und Gedichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1927, 1928, 1941, 1942, 1943, 1946; Wien: Jugend & Volk 1948, 1951, 9. Aufl. 1955, 10. veränderte Aufl. 1963, 12. Aufl. 1973, 1981.
Lied und Leben. Hirts Musikbuch für Schule und Haus. Breslau: Hirt 1927.
Zacherl, Doris: Magnifikat: Kommuniongedanken für Mädchen. München: ASJM 1927.
Zenner, Theodor: Häsi und Hosi. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1928.
Seeman, Margarete: Die weisse Mish und andere Märchen. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1928.
Seemann, Margarete: Land Irgendwo. Märchen. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1928.
Seeman, Margarete: Im Graulewald und andere Märchen. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1928.
My first English Book. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1928.
Schoke, Arthur: Buntes Karrussell. Lustige Rundfahrt durchs Kinderland. Breslau: Hirt 1929.
Trauffler, Heinrich; Wagener-Nosbusch, Mathias: Im Gottesgarten. Erzählung. Krinach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1929.
Schürholz, Maria: Für mein Kind. Religiöses Spruchbüchlein für die ganz Kleinen. Krinach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1929.
Weitzner, Margarete K.: Geschichten für kleine Leute. Erzählungen, Märchen und Gedichte. Wien, Leipzig, New York: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1929; 2. Aufl. Wien: Jugend & Volk 1948, 3. Aufl. 1952.
Fibel. Wien: öbv 1930.
Schmidt-Pauli, Elisabeth: Jesus und ich bei der heiligen Messe. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1931.
Umlauf-Lamatsch, Annelies: In der Heimat der Blumen. Wien: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1931, 1932, 1941, 3. Aufl. 1946; 4. Aufl. Wien: Jugend Volk 1950, 1990, 1993, 1995, 2003.
Seeman, Margarete: Hampelmann, führ uns an! Wien, Leipzig: Deutscher Verlag für Jugend & Volk 1932; 3. Aufl. Wien: Jugend & Volk 1948.
Kalender für kleine Leute 1933. Ein Jahrbuch für die Jugend. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1932.
Der Heinzelwirt. München: Müller 1933.
Moissl, Gustav: Der klingende Garten: Kinderreime und Kinderlieder. Wien: hpt 1934.
Kommunionglöcklein: Wochenschrift für Erstkommunikanten. Düsseldorf: Schwann 1934.
Schmidt-Pauli, Elisabeth; Pater Roche S. J.: Ich gehe zu Jesus. Kirnach-Villingen: Verlag der Schulbrüder 1934.
Wirtz, Klara: Goldene Lichtlein um den Weissen Sonntag. Erzählung. Kevelaer: Thum 1936.
Fritz Osterhas und Sohn. Eier engros. München: Müller 1936.
Wauwau. München: J. Mueller 1937.
Schufti! München: J. Mueller 1938.
Tra-ri-ra! Musikbuch für die Jugend. Wien: Jugend & Volk, hpt, öbv, Graz: Leykam 1950.
Raupelinchen lernt fliegen. Wien: Breitschopf 1951.
Das kluge Zwerglein. Wien: Breitschopf 1961.
Die kleine Freude an Kätzchen. München: arsEdition 1982.
Dotzler-Isbel, Ursula: Das fröhliche Ida Bohatta Weihnachtsbuch. München: arsEdition 1983.
Morell, Erich: Unsere Freunde aus dem Bärenwald. München: arsEdition 1983.
Die kleine Freude an Blumenkindern. München: arsEdition 1983.
Dotzler-Isbel, Ursula: Ein Osterhase hat's nicht leicht. München: arsEdition 1984.
Von Cramm, Dagmar: Das große Kinderkochbuch. München: arsEdition 2000, 2001.
Unveröffentlichte Manuskripte
Märchen. Wien [1918]. 20 lose Blätter. (Sind eigentlich nur Vorlagen für spätere Werke.)
Märchen. Wien [1918]. 54 Blätter. (Für die Schwester geschrieben.)
Meinen lieben Eltern in Dankbarkeit gewidmet. Wien [1920]. (Gibt Einblick in die Anfangsschwierigkeiten der Puppenproduktion.)
Insel Ida/Meiner lieben Mutter. Wien 1922. (Ein abgebrochenes Märchen über Puppen.)
Die Brautfahrt: Eine bunte Puppengeschichte. Wien [1925]. 18 lose Blätter.
Klingeling, das Christkind kommt. 16 Doppelblätter. (Prosaerzählung.)
Kicki. Wien [1940]. 13 lose Blätter. (Selbstaussagen einer Katze.)
1927–1930 entstanden zahlreiche Fleißbildchen.
1930–1935 entwarf die Künstlerin Aufstellbilder für die Weihnachts- und Osterzeit.
Rezeptions, Auszeichnungen: 2008 wurde in Wien eine Verkehrsfläche nach ihr benannt.
Anmerkungen:
Quellen: Datenbank der Forschungsstelle „Österreichische Literatur im Nationalsozialismus“, Universitätsarchiv, Universität Graz. Ihr künstlerischer Nachlass befindet sich in der Internationalen Jugendbibliothek (IJB) in München.
Blumesberger, Susanne: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendschriftstellerinnen.Zwei Bände. Bd. 1 A-L, Bd. 2 M-Z. Wien: Böhlau 2014 http://phaidra.univie.ac.at/o:368982