Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.
Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at
Vorname: Auguste
Familienname: Lazar
Andere Namensformen: verh. Wieghardt, Ps.: Mary Macmillan
Geburtsort: Wien
Geburtsland: Österreich
Geburtsdatum: 12.9.1887
Sterbeort: Dresden
Sterbeland: DDR
Todesdatum: 7.4.1970
Herkunft: Auguste Lazar wuchs als fünftes von acht Kindern wohlhabender jüdischer Eltern in Wien auf. Der Vater war Brückenbauingenieur der Eisenbahn. Zwei Schwestern kamen später im Konzentrationslager um. Schwester: Marie Lazar, verh. Strindberg (22.11.1895, Wien-30.3.1948 Stockholm) Schriftstellerin, veröffentlichte unter dem Pseudonym Esther Grenen und schilderte in ihrem Buch „Die Eingeborenen von Maria Blut“ (1935) das Heranreifen des Nazismus in Österreich.
Bildung: Studierte Literaturwissenschaft an der Universität Wien, promovierte 1916 mit einer Arbeit über E.T.A. Hoffmann. Nach dem Tode ihres Mannes besuchte sie die Marxistische Arbeiterschule in Dresden.
Beruf: Schriftstellerin und Germanistin
Lebenslauf: War zunächst als Lehrerin an der Reformschule von Eugenie Schwarzwald tätig und folgte 1920 ihrem Mann nach Dresden, unterstützte dort den politischen Kampf ihrer kommunistischen Freunde, gewährte Flüchtenden oder Kuriern Unterkünfte. Arbeitete im antifaschistischen Widerstand ohne der KPD anzugehören, da sie sich so nützlicher machen konnte. So konnte sie sowohl ihre jüdische Herkunft als auch ihre politischen Bestrebungen geheim halten. Unternahm mehrere Reisen zu ihrer Schwester nach Dänemark. Von dort versuchte sie in die Sowjetunion zu gelangen, ihre einzige Legitimation war ihr Buch "Sally Bleistift", das in Moskau erschienen war und sich dort großer Beliebtheit erfreute. Sie emigrierte von Dresden in letzter Minute - ihr Reisepass war bereits abgelaufen - am 5. Mai 1939 mit einem Permit als Köchin über Wien nach England. Sie war zunächst als Köchin, Kindermädchen, später dann halbtags als Stenotypistin tätig. Nebenbei beschäftigte sie sich im Britischen Museum mit der Französischen Revolution. 1949 kehrte sie nach Dresden zurück und war seit dieser Zeit als Schriftstellerin tätig.
Werke: Arabesken. Aufzeichnungen aus bewegter Zeit. Berlin: Dietz 1957, 1959, 1961 (Sonderausgabe für „Die kleine Hausbibliothek“, 1962, 3. Aufl. 1958, 3. Aufl. 1959, 6. Aufl. 1968, 7. erweiterte Aufl. 1977, 8. Aufl. 1987. (Autobiografie)
Schach dem König! Phantastische und nüchterne Bilder aus der französischen Revolution. Berlin: Dietz 1964, später: Bilder aus der Französischen Revolution. Rudolstadt: Greifenverlag 1969, Berlin: Dietz 1989.
Beiträge
Tante Sally und ihr Negerbaby. Rezension zu „Sally Bleistift“. In: AIZ, 14 (1935), Nr. 27, S. 429. Ravensbrück. Die Erinnerung an uns, ihr Schwestern, soll Kraft Euch geben für den großem Kampf um Einheit Eures Volkes, um Freiheit und um Frieden. Berlin: Kongress Verlag 1960. Flügelschlag der Zukunft. Anthologie Dresdner Autoren z. 20. Jahrestag d. Sozialist. Einheitspartei Deutschlands. Dresden: Deutscher Schriftstellerverband, Bezirk Dresden 1966. (mit Huri Brezan, Kurt David u.a.) Der Schrei nach einem Mädchenbuch. In: Ebert, Günter: Aus vier Jahrzehnten. Erinnerungen, Aufsätze und Fragmente. Zu ihrem 70. Geburtstag. Berlin: Der Kinderbuchverlag 1975, S. 240-247.Kinderliteratur: Sally Bleistift in Amerika. Moskau, Leningrad: Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter in der UdSSR 1935 (unter dem Pseudonym Mary Macmillan) mit dem Untertitel „Eine Geschichte aus dem Jahre 1934“ Wien: Globus Verlag 1947, 1965; Wien: Die Buchgemeinde 1965; Berlin: Kinderbuchverlag 1952, 2. Aufl. 1955, 3. Aufl. 1957, 4. Aufl. 1958, 6. Aufl. 1960, 7. Aufl. 1961, 8. Aufl. 1964, 1965, 1966, 11. Aufl. 1972, 12. Aufl. 1975, 1977, 1979, 3. TaschenbuchAufl. 1983, 4. TaschenbuchAufl. 1986; Düsseldorf: Pan-Edition 1952. Ü: Tsch. 1935, Span. 1937. Jan auf der Zille. Eine Jugenderzählung aus dem Jahr 1934. Dresden: Sachsenverlag 1950, (Robinsons billige Bücher, 26. Band).Berlin: Kinderbuchverlag 3. Aufl. 1953, 4. Aufl. 1958, 5. Aufl. 1959, 6. Aufl. 1960, 7. Aufl. 1961, 8. Aufl. 1964. (wurde in der DDR verfilmt) Bootsmann Sybille. Berlin: Kinderbuchverlag 1953, 2. Aufl. 1955, 3. Aufl. 1956, 4. Aufl. 1957, 1964 1953. Der neue Däumling. Berlin: Kinderbuchverlag 1954, 2. Aufl. 1956, 3. Aufl. 1959. Jura in der Leninhütte. Der Jugend erzählt. Berlin: Dietz 1959, 1960, 2. Aufl. 1961, Berlin: Kinderbuchverlag 1964, 4. Aufl. 1970. Die Schreckensherrschaft und das Glück der Anette Martin. Berlin: Kinderbuchverlag 1961, 2. Aufl. 1963. (Robinsons billige Bücher, 65. Band). Die Brücke von Weißensand. Berlin: Kinderbuchverlag 1965, 2. Aufl. 1969. 3. Aufl. 1970. Ü: Nl, Estn. Kampf um Kathi. 4 Mädchen, 4 Schicksale. Berlin: Dietz, 1967, 2. Aufl. 1968. Akelei und das Wurzelmännchen. Berlin: Dietz 1970, 2. Aufl. 1971.
Rezeptions, Auszeichnungen: Auguste Lazar zählt neben Alex Wedding zu den WegbereiterInnen der sozialistischen Kinder- und Jugendliteratur. Die Vergangenheit Deutschlands aufzuzeigen, ist ihr in allen ihren Werken ein besonderes Anliegen. Ihre Jugendbücher sind im Stil des sozialistischen Realismus verfasst. "Die Gusti war ein gelehrter Doktor der Literatur, aber keinesfalls ein verstaubtes Bücherbrett, das nutzlos seine Tage verbrachte". (Hans Grundig, S. 272). Ihr Buch "Sally Bleistift in Amerika" gehörte zum festen literarischen Kanon der DDR und gilt heute als Klassiker der DDR-Literatur.
Quellen: Literaturhaus/Exilbibliothek; Tagblattarchiv (Personenmappe), Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Robert-Koch-Platz 10, 10115 Berlin-Mitte (45 Bände Unterlagen aus dem Zeitraum nach 1945, essayistische Arbeiten, autobiografische Aufzeichnungen, Korrespondenz,...); Sächsische Landesbibliothek Dresden. Blumesberger, Susanne: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendschriftstellerinnen.Zwei Bände. Bd. 1 A-L, Bd. 2 M-Z. Wien: Böhlau 2014 http://phaidra.univie.ac.at/o:368982
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