Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.
Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at
Vorname: Franz Karl
Familienname: Ginzkey
Andere Namensformen: Heinrich Heege (Deckname)
Geburtsort: Pola
Geburtsland: Istrien
Geburtsdatum: 8.11.1871
Sterbeort: Wien
Todesdatum: 11.4.1963
Geschlecht: 1
Herkunft: Der Großvater war ein armer Weber. Der Vater Franz Ginzkey (geb. 1822) war Leiter des chemischen Laboratoriums in Pola. Die Ahnen mütterlicherseits waren Artillerieoffiziere. Mutter: Mathilde, geb. Würkne (geb. 1841), starb ein Jahr nach der Geburt von Ginzkey.
Bildung: Besuchte die Marineakademie und die Infanterie-Kadettenschule
Beruf: Schiftsteller und Kartograph
Lebenslauf: Die Mutter starb sehr früh, er wuchs bei Pflegeeltern, unter anderem in Graz auf. Mit fünf Jahren holte ihn der Vater nach Pola, wo er rasch Italienisch lernte. Trotzdem gab es Spannungen zwischen den Einheimischen und ihm, der der deutschsprechenden Minderheit angehörte. Er begann schon früh zu schreiben. Er wurde dem Infanterieregement in Salzburg zugeteilt, eine Stadt, die er sehr liebte, kam jedoch später wieder nach Pola zurück. Er heiratete die Tochter des Marinearsenaldirektors Stoiser, Stephanie. 1897-1912 arbeitete er im Wiener Militärgeographischen Institut und schrieb nebenbei. 1915-1920 war er im Kriegsarchiv tätig. nach dem 1. Weltkrieg lebte er erneut in Salzburg. 1933 verließ er den PEN-Club, 1934 war er austrofaschistischer Staatsrat, 1936 Mitglied des NS-Bunde der deutschen Schriftsteller Österreichs. 1938 kehrte er nach Wien zurück. 19938 legte er im "bekenntnisbuch österreichischer Schriftsteller" ein poetisch formuliertes Benenntnis zum NS-Staat ab. Schrieb unter seinem Decknamen Heinrich Heege für literarische Zeitschriften. Peter Rosegger verhalf ihm durch Publikation des "Kalifenliedes"in seinem "Heimgarten" zum Erfolg.
Widmete sich der Offizierslaufbahn, war zunächst bei der k.u.k. Kriegsmarine tätig, dann bei der Armee Truppenoffizier und Oberrat im Militärgeografischen Institut. Nach dem 1. WK war er ausschließlich Schriftsteller. Trat schon früh mit Gedichtsammlungen an die Öffentlichkeit. Im März 1941 bemühte er sich um die Mitgliedschaft in die NSDAP und wurde mit 1.1.1942 mit der Mitgliedsnummer 8751771 in die Partei aufgenommen. (Hall, Zsolnay, 408) Allerdings nach einigen Schwierigkeiten, da er 1919 bis 1931 der Freimauererloge "Zukunft" angehört hatte. In seinen Erinnerungen "Der Heimatsucher" spricht er von schwierigen Jahren 1938 bis 1944 (S. 237) und gibt an, dass er während der 5 Jahre Anwesenheit im Parlament nur eine einzige Rede gehalten hat - und die zum Tierschutz. (S. 238). Er verfasste jedoch auch den Bericht "Meine Betätigung im Dienste des grossdeutschen Gedankens, des Anschlusses und der Partei" und betont darin seinen Glaubenan das Reich und an den Führer."
Er war Mitglied der "Concordia", arbeitte für die "Neue Freie Presse" und das "Neue Wiener Tagblatt", war Vorsitzender des Schriftstellerschutzverbandes.
Nach 1945 fand er recht rasch wieder in die neuen Verhältnise zurück.
Wurde durch die Verserzählung "Hatschi Bratschis Luftballon", das mehrmals neu aufgelegt wurde, bekannt.
Er war unter anderem mit Peter Rosegger und Adalbert Stifter bekannt und mit Anton Wildgans und Josef Eeinheber befreundet. Seine frühe Freundschaft mit Stefan Zweig, der ihn "Dichter der Stillle" (zit. n. Hawle, S. 111) genannt hatte, litt darunter, als Ginzkey ihm auf der Straße den Rücken zukehrte, um nicht als Judenfreund erkannt zu werden.
Im Text "Meine Bestätigung im Dienste des grossdeutschen Gedankens, des Anschusses und der Partei heißt es:
"Man lese in meinem biographischen Jugendromen "Jakobus und die Frauen" das Bekenntnis des "Jakobus" auf der Brücke zu Braunau am Inn. ich legte diese Erklärung meiner Sehnsucht zu Deutschland rückhaltslos ab, obgleich ich damals aktiver Offizier im katholischen Österreich war. (zitiert nach Hangler, Hawle, Kilgus und Kriechbaum, S. 150)
Werke: Lyrik
Ergebnisse 1900
Das heimliche Läuten. 1906
Balladen und neue Lieder 1910
Lieder. 1916
Befreite Stunde. 1917.
ürmers Tagelied für Deutschland 1920.
Vom Gastmahl des Lebens 1922
Bunte Welt 1924
Balladenbuch 1931
Sternengast. 1937
Vom tieferen Leben. 1938.
Romane und Novellen:
Jakobus und die Frauen. Jugendroman 1908
Der von der Vogelweide 1912
Rositta 1920
Von wunderlichen Wegen 1922
Die reise nach Komakuku 1923
Der Weg zu Oswalda 1924
Der Wundervogel. 1929.
Salzburg und das Salzkammergut. 1934
Liselotte und ihr Ritter 1935
Kinderliteratur: Hatschi Bratschis Luftballon
Rezeptions, Auszeichnungen: Dr.phil. h.c.
1906 Bauernfeldpreis für "Das heimliche Läuten"
1932 Ehrendoktorat an der Universität Wien
1941 Ehrenring der Stadt Wien
1950 Ehrenbürger von Seewalchen
1951 Professorentitel
1954 Preis der Stadt Wien
1957 Großer österreichsicher Staatspreis für Literatur
1963 Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof
Die Marktgemeinde Seewalchen benannte eine Gasse nach ihm (siehe Hangler u.a., 9) Als auch eine Schule nach ihm benannt werden sollte, hagelte es Proteste. Statt des geplanten Festes zur 25. Wiederkehr des Todestages 1988 wurde eine Ausstellung gezeigt.
Quellen: Ginzkey, Franz Karl: Der Heimatsucher. Ein Leben und eine Sehnsucht. Graz, Wien: Leopold Stocker Verlag 1948.
Hall: Zsolnay 1994, S. 474ff.
Hangler, Reinhold; Christian Hawle; Hartmuth Kilgus; Gerhard Kriechbaum: Der Fall Franz Karl Ginzkey und Seewalchen. Eine Dokumentation. Vöcklabruck: Mauthausen- aktiv-Vöcklabruck 1989.
Hawle, Christian: Wer war Franz Karl Ginzkey? Leben, Werk und Wirken. In: Hangler, Reinhold; Christian Hawle; Hartmuth Kilgus; Gerhard Kriechbaum: Der Fall Franz Karl Ginzkey und Seewalchen. Eine Dokumentation. Vöcklabruck: Mauthausen- aktiv-Vöcklabruck 1989, S. 97-115.
Kilgus, Hartmuth: Deutschnationalismus in Österreich. Ein historischer Rückblick. In: Hangler, Reinhold; Christian Hawle; Hartmuth Kilgus; Gerhard Kriechbaum: Der Fall Franz Karl Ginzkey und Seewalchen. Eine Dokumentation. Vöcklabruck: Mauthausen- aktiv-Vöcklabruck 1989, S. 64-96.
Wissenschaft und Kunst in der deutschen Ostmark. Wien, Graz, Leipzig: Verlag für völkisches Schrifttum 1938.
Stüber, Fritz: Franz Karl Ginzkey, der Mensch und Dichter. In: Ginzkey, Franz Karl: Liselotte und ihr Ritter. Graz, Wien: Leopold Stocker Verlag 1947, S. 298-336.