Datenbank Kinder- und Jugendliteraturforschung


Österreichische Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1933 und 1945

Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.

Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at

Liste

Vorname: Roswitha

Familienname: Bitterlich

Andere Namensformen: Bitterlich-Brink ; eigtl.: Wingen-Bitterlich

Geburtsort: Bregenz

Geburtsdatum: 24.4.1920

Herkunft: Roswitha Bitterlich ist das erste von drei Kindern der späteren Gründerin des „Opus Angelorum“, Gabriele Bitterlich (1896–1978), und des Landesregierungssekretärs Hans Bitterlich. Die Familie Bitterlich übersiedelte 1921 nach Schluckenau in Böhmen und 1928 nach Innsbruck.

Bildung: Roswitha Bitterlich absolvierte das Untergymnasium und die Frauenschule der Ursulinen in Innsbruck.

Beruf: Malerin, Illustratorin und Dichterin

Lebenslauf: Das künstlerische Talent Roswitha Bitterlichs zeigte sich schon in ihrer frühen Kindheit. Sie schuf bereits mit drei Jahren die ersten Bilder, mit fünf Jahren große Scherenschnitte und mit sechs Jahren einen 16 Meter langen Fries für ihr Kinderzimmer.1932 fertigte sie für ihren kleinen Bruder Hannsjörg ein Zwergenbuch mit 20 Aquarellen und eigenen Gedichten an. Dieses Buch wurde 1933 von einem Berliner Verlag zur Reproduktion übernommen und in der „Gartenlaube“ veröffentlicht. Im Frühjahr 1932 wurden die Bilder Roswitha Bitterlichs erstmals einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt.Die Ausstellung der Werke der nunmehr zwölfjährigen Künstlerin fand in Innsbruckstatt und erregte einiges Aufsehen, es wurden 2000 Besucher in zwei Wochen gezählt.1934 kam es zu einer weiteren Ausstellung in Innsbruck, die sich eines noch größeren Publikumsinteresses erfreute. Im August kam es zu einer dritten großen Ausstellung in Lienz in Osttirol. Ihre Ausstellung in Prag wurde u.a. auch von Thomas Mann besucht.1935 stellte Roswitha Bitterlich im Glaspalast des Wiener Burggartens aus, die Ausstellung wurde von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg eröffnet. Das Interesse an den Bildern des „Wunderkindes“ war so groß, dass es zu Warteschlangen an der Kasse kam. Ein 1936von Hans Bitterlich, dem Vater Roswithas, im Selbstverlag herausgegebener Katalogverzeichnet bereits 359 Werke der 16-jährigen Roswitha. Vier Bilder Roswitha Bitterlichs wurden von Erich Zeisl in Töne transformiert. Sie gestaltete später die Kapelle der Burg St. Petersberg bei Silz in Tirol, dem Hauptsitz des von ihrer Mutter gegründeten „Engelwerkes“ (Opus Angelorum), mit ihren Malereien aus. Anfang Mai 1937 wurde im Kopenhagener Kunstmuseum Charlottenburg eine Roswitha-Bitterlich-Ausstellung vom österreichischen Generalkonsul eröffnet. 1941 erschien ein grafischer Zyklus mit dem Titel „Till Eulenspiegel“ mit Texten von Hans Leip. Nach dem Zweiten Weltkrieg beeindruckten Roswitha Bitterlichs Werke auch das New Yorker Publikum. 1951wurden in der Galerie St. Etienne Ölbilder, Aquarelle und grafische Arbeiten, die in der Zeit zwischen 1945 und 1950 entstanden sind, gezeigt. Die Kritiker der „New YorkTimes“ attestierten der österreichischen Malerin eine künstlerische Verwandtschaft mit Bosch, Brueghel und Dürer, sie bewunderten das Talent und die Vorstellungsgabe derKünstlerin. Roswitha Bitterlich illustrierte die Visionen ihrer Mutter – sie stand angeblich mit Engeln in Kontakt, die diese zur Gründung des Engelwerkes bewogen. Dem Engelwerk gilt sie als seine authentische künstlerische Interpretin, doch ihre Kunst ist fast ebenso umstritten wie das Opus Angelorum selbst; sie wird von einigen KritikerInnen und KunsthistorikerInnen in den „Blut-und-Boden-Stil“ des Nationalsozialismus eingereiht. Roswitha Bitterlich lebte mit ihren Kindern in Brasilien, wo die von ihrer Mutter gegründete geistliche Bewegung großen Zulauf hat. Sie ist als Buchillustratorin, Freskenmalerin und Schöpferin zahlreicher Sakralbauten tätig.

Werke:

Licht im Schnee. Innsbruck, Wien: Tyrolia 1935.
Roswitha-Kalender von 1936. Rosenheim: Berchtenbreiter 1935.
Schwarz-Weiß-Kunst. Innsbruck: Rauch 1936.
Eine kleine Auswahl ihrer Gemälde. Rosenheim: Berchtenbreiter 1938.
Gotteslob. Gebet- und Gesangsbuch. Innsbruck: Rauch 1956.


Kinderliteratur: Kindergedichte. Innsbruck: Selbstverlag 1935, 2. Aufl. 1936.
Mit Roswitha ins Märchenland. Verse und Illustrationen. Bilder nach Originalen der 14jährigen Künstlerin [1935].
Hallelui-nein! Die Geschichte vom bösen Engelein, das Hallelui-nein, statt Hallelui-ja sang. Bilder v. der 14jähr. Roswitha Bitterlich. Rosenheim: Berchtenbreiter 1935.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter im Zwergenland. Rosenheim: Berchtenbreiter 1936.
Zwergenwelt für Enkelkinder. Reith im Alpbachtal: Edition Tirol 2001.

Quellen: Blumesberger, Susanne: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendschriftstellerinnen.Zwei Bände. Bd. 1 A-L, Bd. 2 M-Z. Wien: Böhlau 2014 http://phaidra.univie.ac.at/o:368982

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