Diese Datenbank entstand im Rahmen des Projekts "Angepasst, verdrängt, verfolgt.
Österreichische Kinder- und Jugendliteratur in den Jahren 1933 bis 1945. Karriereverläufe im Vergleich. Finanziert vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Jubiläumsfondsprojekt Nr. 13989) und wird laufend ergänzt.
Hinweise bitte an susanne.blumesberger@univie.ac.at
Vorname: Dolores
Familienname: Vieser
Andere Namensformen: Eigtl. Wilhelmine Aichbichler ; geb. Wieser Ps. Dolores, Maria Valdez
Geburtsort: Hüttenberg
Geburtsland: Österreich
Geburtsdatum: 18.9.1904
Sterbeort: Klagenfurt
Sterbeland: Österreich
Todesdatum: 24.12.2002
Herkunft: Vater : Johann Wieser, Juwelier, Uhrmacher- und Glasermeister.
Er starb 1914. Die Mutter Maria Dolores Wilhelmine Wieser, die sich bei ihrem Mann mit Tbc angesteckt hatte, litt nach
seinem Tod an schwerer Depression. Das Leben von Dolores Vieser war bestimmt
durch den frühen Tod der Eltern, der sie mit 16 Jahren zur Vollwaisen machte. Sie
hatte zwei Brüder.
Bildung: Sie konnte wegen der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen erst mit zwölf Jahren die Hauptschule besuchen. Volks- und Bürgerschule in Feldkirchen. Das ersehnte Studium kam aus finanziellen Gründen nicht in Frage.
Beruf: Erzählerin
Lebenslauf: Nach dem Tode des Vaters verarmte die Familie. Zunächst war sie als Kontoristin
tätig, dann – weil sie selbst lungenkrank war – wegen des besseren Klimas
Köchin in einem konfessionellen Heim in Tirol. Sie schrieb nebenbei mit 21 Jahren in
der „Dichterklause“ zu Hall in Tirol „Das Singerlein“, die Geschichte eines verwaisten
Knaben, der im Sängerkonvikt zu St. Veit heranwächst. Das Manuskript wurde in
letzter Sekunde von der Sekretärin aus dem Ofen gerettet, da Vieser nahegelegt worden
war, mit dem Schreiben aufzuhören, da sie doch kaum Schulbildung besaß. Dieses
Buch wurde später in katholischen Kreisen zum Bestseller. Binnen kürzester Zeit wurden 50000 Exemplare des Buches verkauft. Ab diesem Zeitpunkt war
sie als freie Schriftstellerin tätig, legte sich den Namen Dolores Vieser zu und zog nach
Klagenfurt. 1933 lernte sie ihren späteren Mann Otto Aichbichler kennen, mitr dem ie drei Kinder bekam. Die Tocher Ute de Vargas wurde in Italien eine gefeierte Operndiva. Die Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde ihr verwehrt. Mit dem Buch Hemma von Gurk wollte sie dein Prozess der Heiligsprechung beschleunigen, was 1936 auch gelang. Kurz nach Erscheinen des Werkes, wurde Österreich von den NS-Truppen besetzt und sie erhiel Schreibverbot. Ihre
Bücher wurden während der NS-Zeit aus dem Handel genommen. Als sie in die Partei
aufgenommen werden sollte, was ihr den Weg geebnet hätte, lehnte sie ab. Sie widmete
sich den Kindern und der Mühle ihres Mannes. Erst nach dem Krieg begann sie wieder
zu schreiben. Da sie von ihrem Mann keine Unterstützung erhielt und ihre Literatur
nicht mehr ganz in die Zeit passte, konnte sie an ihren Erfolg nicht mehr anschließen. Ihre Romane sind in der Tradition der katholischen Literatur
und Heimatkunst verfasst.
Werke: Das Singerlein. Liebesgeschichte einer jungen Seele. Historischer Roman aus Kärnten.
München : Kösel & Pustet 1928, 1930, 1932, 1939 ; 9. Aufl. München : Beckstein
1946 ; Wien : Mayer 1948 ; 11. Aufl. München : Ehrenwirth 1959 ; Klagenfurt : Carinthia
1981, 1999, 2001. Ü : Slowen. und weitere 12 Sprachen.
Der Gurnitzer. Ein Heldenleben aus der Türkenzeit. Roman. München : Kösel & Pustet
1931, verbilligte Sonderausgabe um 1933 ; Klagenfurt, Wien : Leon 1949. Ü :
1994 Slowen.
Der Märtyrer und Lilotte. Roman. Paderborn : Schöningh 1935 ; Würzburg : Echter
1978 ; Bonn : Buchgemeinde 1978.
Die Heldenjungfrau. Roman. Von Maria Valdez (d. i. Dolores Vieser). Klagenfurt, Rosenheim
: St. Joseph-Bücherbruderschaft [1936].
Hemma von Gurk. Roman. München : Beckstein 1938, 1940 ; Klagenfurt, Wien : Leon
1947 ; 6. Aufl. München : Ehrenwirth 1959 ; Klagenfurt : Kaiser 1969, 1979 ; Klagenfurt
: Carinthia 1988, 1999. Ü : 1957/58 Slowen.
An der Eisenwurzen. Klagenfurt, Wien : Leon 1947, 1948 ; Klagenfurt : Carinthia 1992.
Aelia, eine Frau aus Rom. Graz, Wien, Köln : Styria 1948, 1952 ; München : Ehrenwirth
1952 ; 4. Aufl. Klagenfurt : Heyn 1964, 1984.
Licht im Fenster. Mödling : St. Gabriel 1953, 1954, 1955 ; Mödling : St. Gabriel 1960,
Klagenfurt : Carinthia 1980.
Der Bänderhut. Klagenfurt : Wancura 1956.
Die Trauermesse. Mödling : St. Gabriel 1961 ; Klagenfurt : Carinthia 1979.
Kleiner Bruder. Roman. Köln : Wancura 1964.
Nachtquartier. Klagenfurt : Kaiser 1971.
Katzen in Venedig. Klagenfurt : Heyn 1976.
Rezeptions, Auszeichnungen: 1930 Adalbert-Stifter-Preis für Literatur
des Landes Oberösterreich ; 1933 Marie-von-Ebner-Eschenbach–Preis ; 1955 Handel-
Mazzetti-Preis ; 1956 Adalbert-Stifter-Preis ; 1975 Kulturpreis des Landes Kärnten
für Literatur (als erste Frau) ; 1984 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft
und Kunst. Mitglied des Österreichischen Schriftstellerverbandes und der IG Autoren
Quellen: Datenbank der Forschungsstelle „Österreichische Literatur
im Nationalsozialismus“, Universität Graz ; www.literaturhaus.at.
Blumesberger, Susanne: Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendschriftstellerinnen.Zwei Bände. Bd. 1 A-L, Bd. 2 M-Z. Wien: Böhlau 2014 http://phaidra.univie.ac.at/o:368983
Ottawa, Clemens (Ottawa 2013): Österreichs vergessene Literaten. Eine Spurensuche. Wien: Kremayr&Scheriau 2013, S. 181-184